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Lappland Luleå – Stockholm Fahrradreise 2022

25.06.2022 Anreisetag, 16 km

Anreise per Auto zum Hamburger Airport. Flug mit Scandinavian Airlines über Kopenhagen – Stockholm nach Luleå.

Kartendaten: ©OpenStreetMap-Mitwirkende SRTM 

Nach einem „Airport Krimi“ war ich überglücklich, als ich meine Ausrüstung auf dem Gepäckband und am Sperrgutschalter sah. Die Aufenthalte auf den Flughäfen hielt ich, in Kopenhagen und Stockholm, mit ca.1 Stunde für durchaus ausreichend. Leider nicht an diesem Tag. CheckIn und Abfertigung dauerten in Hamburg fast 3 Stunden und als ich am Gate eintraf verzögerte sich der Abflug um 40 Minuten. Da bangte ich schon um meinen Anschlussflug nach Stockholm. Per SMS erhielt ich, während des Fluges von der Airline, die Nachricht von einer 60 minütigen Verzögerung meines Anschlussfluges nach Stockholm. Da war ich beruhigt. Das Gepäck und ich sollten den Umstieg in  dieser Zeit gut schaffen.

 

Als ich dann im Airbus nach Stockholm saß wurde keine Verzögerung des Abfluges nach Luleå gemeldet. Jetzt wurde ich dann doch recht nervös, denn das Zeitfenster für den Umstieg konnte nur noch 15 Minuten betragen. Als ich in Stockholm gelandet war musste ich in ein anderes Terminal eilen. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich den Flieger, ungefähr fünf Minuten nach meiner Ankunft endete das Boarding. Meine Gedanken kreisten nun um die Verladung meines Gepäckes. Das konnte doch unmöglich in dieser Zeit zu schaffen sein, sagte ich mir. Nach dem Abflug erkundigte ich mich bei der Stewardess nach der Verladung meines Bike-Kartons. Nach einer kurzen Rücksprache kam sie wieder zu mir an den Platz und sagte mir mein Bike war an Bord. Das konnte ich nicht wirklich glauben…meine Nervosität blieb. Denn das hatte ich auch schon anders in Alicante erlebt. Nach der Landung in Luleå ging ich mit gemischten Gefühlen zum Gepäckband. Als ich nach einiger Zeit mein Gepäck auf dem Gepäckband sah und als mir dann noch mein Fahrradkarton aus dem Sperrgepäckbereich gebracht wurde, war ich überglücklich. Unglaublich mit welcher Gelassenheit und Präzision die Mitarbeiter in Schweden das geschafft hatten.

 

Wow, mein Tourstart konnte planmäßig erfolgen. Fast, denn ich musste das Fahrrad noch aus dem Karton befreien und alle Teile montieren. Leider fehlte vom Lowrider eine Schraube mit Distanzstück. Das war zum Glück kein Problem. In meinem Werkzeugwickel fand ich nicht nur das Werkzeug sondern auch die fehlende Schraube mit dem Distanzstück. Der Mitarbeiter des Flughafens bat mich dann nur noch das Fahrrad vor dem Airport zu montieren, da der Airport um 16:00 Uhr geschossen wurde. Dem Wunsch kam ich gern nach dafür entsorgte er meinen Karton und die Schutzfolie. Vor dem Gebäude hatte ich dann noch ein nettes Gespräch mit einem Vater der mit seiner Tochter Fahrrad fuhr. Gegen 17:00 Uhr radelte ich los, um an einer Tankstelle noch Benzin für meinen Kocher zu besorgen. Da hat mein GPS mich in die Wüste geschickt, zwei Tankstellen waren nicht mehr vorhanden. Nach etlichen, vergeblichen Zusatzkilometern fand ich keine Tankstelle. So beschloss ich den nächsten Zeltplatz, das First Camp in Luleå, anzusteuern.

 

26.06.2022 Luleå – Piteå, 121 km

In der Nacht trafen noch weitere Camper ein und bauten neben mir auf. Dank der langen Tage hier geht die Sonne erst gegen 24:00 Uhr unter (es sieht eher aus wie Mitternachtsdämmerung) und gegen 1:00 Uhr wieder auf. Am Morgen konnte ich die Kochplatten ich in der Küche nicht überreden mir Wasser für meinen Kaffee bereitzustellen. Also ging es dann gegen 7:30 Uhr los.

 

Unterwegs traf ich immer wieder andere Reiseradler. Viele kamen aus Deutschland. Das sind dann die Freuden auf den langen Straßen die kein Ende nehmen wollen.

 

Kurz vor einer schönen Passage näherte sich Hilke mit ihrem Bike. Sie war aus Hamburg, wir fuhren einige Kilometer gemeinsam, dabei ergab sich eine nette Unterhaltung. Hilke war mit wenig Gepäck unterwegs, sie übernachtete bei Freunden, denn sie arbeitete vor einigen Jahren hier in Schweden. Wir fotografierten uns noch gegenseitig vor der schönen Kulisse zweier Seen, bevor wir unsere Tour fortsetzten. Klaus berichtete von seiner Fahrradreise ans Nordkap, Norbert wollte nach Finnland und weiter ins Baltikum. Auf die Touren in Richtung Norden war ich schon etwas neidisch, denn all diese Radler hatten Rückenwind.

 

Kurz vor meinem Tagesziel in der Stadt Piteå führte mich mein GPS zu einer Brücke die mich über den langen Fjord bringen sollte. Als ich an der Auffahrt zur Brücke der E4 ankam stand dort ein Verbotsschild, für Fußgänger und Fahrradfahrer verboten. Nach dem ich mich vom ersten Schreck erholt und der Ärger verflogen war beschloss ich auf dem Landweg den Fjord zu umrunden. Das bedeutete für mich einen Umweg von 26 Kilometern zu kurbeln. Die Kilometer zogen sich, vor einem Supermarkt stand ein picnic table, es war schon spät, also bereitete ich hier mein Abendessen zu. Setzte im Anschluss meine Tour fort. Einen Campingplatz fand ich nicht, dafür stellte ich mein Zelt dann an einer Badestelle auf. Den Tipp dazu bekam ich von Dorfbewohnern die mir auch ein kleines Häuschen mit Waschbecken und einer Toilette zeigten. Die Dusche ersetzte ich durch ein Bad im See. Als ich dann im Schlafsack lag bekam ich einen sehr lang anhaltenden, heftigen Schüttelfrost. Hatte mich wohl doch in der letzten, oder vorletzten Woche bei meinem Kollegen angesteckt.

 

Nachdem sich Wärme einstellte und der Schüttelfrost nachließ bemühte ich noch meine Reiseapotheke, dann schlief ich ein.

 

27.06.2022 Piteå – Skellefteå, 84 km

Der Platz war super. Musste aber bevor ich losfuhr noch meine Sachen trocknen, denn ich hatte in der Nacht stark geschwitzt. Nach einigen Kilometern passierte ich Baustellen, die Klaus mir schon zuvor ankündigte. Das waren Schotterpisten wie ich sie schon aus Island kannte. Jeder LKW ließ mich in einer Staubwolke zurück.

 

Insgesamt war es eine Strecke mit vielen Höhenmetern die mir bei sehr warmen Temperaturen den Schweiß aus den Poren trieb. Das war besonders bei den Anstiegen unangenehm, denn zahlreiche blutsaugende Insekten nutzten meine langsame Fahrt für einen Angriff. Mein Zielort Skellefteå wurde 1845 vom Vikar Nils Nordlander gegründet. In der Stadt vielen mir die schönen Parks und guten Fahrradwege auf. Auf dem sehr gut ausgestatteten Campingplatz beschloss ich meine Tracks umzuarbeiten. Mein Ziel war es alle geplanten Teilstrecken auf der E4 zu umfahren. So saß ich bis nach 23:00 Uhr an meinem Netbook. War aber am Ende glücklich mit dem Ergebnis, denn meine zur Verfügung stehende Zeit reichte für diese Umwege aus. Mit dieser Gewissheit schlief ich ein.

 

28.06.2022 Skellefteå – Botsmark (Wiese hinter einem Wald), 97 km, 767 hm

Am Morgen hatte ich noch ein nettes Gespräch mit einer Familie. Sie waren auf Fahrrädern mit Kinderanhänger unterwegs, ihre Reise begann in Helsinki und sie wollte bis Stockholm fahren. In einem Pavillon des Campingplatzes überspielte ich noch die überarbeiteten Tracks auf das GPS, bevor es endlich losgehen konnte.

 

An diesem Morgen kam ich gut voran, die Straße hatte kaum Steigungen, aber es gab viel Verkehr. Kurz vor Burträsk sprach mich ein Mann aus dem Fenster seines Hauses an. Am Ende füllte er mir meine Wasserflaschen auf und gab mir Tipps zu den Einkaufsmöglichkeiten des Ortes. Nach meinem erfolgreichen Einkauf machte ich im Schatten eines Baumes noch meine Mittagspause. Der Nachmittag hatte es in sich, viele Höhenmeter, lange Anstiege und unaufhörlicher Sonnenschein.

 

 

Meine Energiereserven waren fast aufgebraucht, als ich an einem Shelterplatz mein Abendessen zubereitete. Es war inzwischen 18:00 Uhr und nach weiteren 6 Kilometern errichtete ich mein Zelt hinter einem Waldstück, auf einer Wiese. Das Zelt stand in der Sonne, das hatte ich zuvor nicht richtig bedacht, denn die Sonne scheint ja bis Mitternacht und dabei sanken die Temperaturen nur minimal. Öffnen konnte ich mein Zelt nicht, denn die kleinen Blutsauger lauerten vor meinem Zelt, also schwitzte ich lieber.

 

29.06.2022 Botsmark – Vännäs Bad Camp, 96,5 km, 481 hm

Nach einer recht erholsamen Nacht brannte die Sonne am Morgen extrem auf das Zelt. Also blieb mir nichts weiter übrig und ich stand um 6:30 Uhr auf.

 

Außerhalb des Zeltes waren die Temperaturen noch recht angenehm, die Blutsauger schienen noch zu schlafen. Baute das Zelt ab und startete in den neuen Tag, bei Gegenwind gab es wenigsten kaum Höhenmeter. Am Vormittag stoppte ich wegen Straßenbauarbeiten an einer Bauampel. Es wurde frischer Asphalt und Split aufgetragen, ein Mitarbeiter kam in einem Fahrzeug angefahren und lotste mich auf die befahrbare Seite der Straße, als die Ampel auf Grün umschaltete. Nach einigen Kilometern kam ich unbeschadet auf einer festen Fahrdecke an und konnte meine Tour fortsetzen. Langsam begann die Vorfreude auf die Stadt Umeå, sie ist die größte Stadt nördlich von Uppsala und daher so etwas wie die Hauptstadt Nordschwedens. Umeå zählt 125.000 Einwohner und besitzt eine Universität, einen Flug- und Fährhafen. Im Jahr 2014 war Umeå  ein Jahr lang Europas Kulturhauptstadt. Mit dem Fahrrad kam ich super durch die Stadt. Hier fand ich eine tolle Fahrrad-Infrastruktur vor, bestehend aus Tunneln und Brücken. In der Stadt hatte ich noch wichtige Besorgungen zu erledigen.

 

 

Am zweiten Tag meiner Tour hatte ich mich etwas wund gefahren. Mit der Hirschtalg-Salbe allein kam ich da nicht weiter, also musste eine Radhose mit Sitzpolster her. Brennspiritus zum besseren Start für meinen Benzinkocher der hier Rödsprit heißt und Bepanthensalbe zur Wunddesinfektion. Nachdem ich alles gekauft hatte fuhr ich aus der Stadt. Am Nachmittag gab es wieder reichlich Sonnenschein, wie in den letzten Tagen trank ich auch an diesem Tag 3-4 Liter Wasser.

 

 

In dem Ort Vännäs gab es einen Campingplatz an einem Schwimmbad, hier stellte ich mein Zelt auf. In der Küche wurde ich noch von einem Camper angesprochen, der Schwede wollte sich unbedingt mit mir auf Deutsch unterhalten. Das war irgendwie peinlich, denn mein Schwedisch reicht nicht annähernd an seine Deutschkenntnisse. Als es etwas kühler wurde schlüpfte ich in mein Zelt und der Camper kehrte zu seiner Familie zurück.

 

 

30.06.2022, Vännäs – Friderika (An der 92 ca. 11 km hinter dem Ort) 95,6 km, 858 hm

Nachdem ich meine Wasservorräte aufgefüllt hatte startete ich gegen 8:30 Uhr. Die Straße war gut und das Gelände recht flach. In Bjurholm versorgte ich mich noch mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Nach der Mittagspause wurde die Landschaft abwechslungsreicher, Sumpfgebiete, Wälder und Seen wechselten sich ab. Ein See zog mich besonders an, die Straße führte über eine Brücke, auf der ich ans andere Seeufer gelangte. Die herrlichen Ausblicke musste ich mehrfach mit meiner Kamera festhalten.

 

 

Zum Glück war die Straße nicht sehr stark befahren. In Fredrika fuhr ich zum Campingplatz, der sah gut aus, aber ich hatte noch 10 Kilometer vor mir. Kaufte hier noch Tomatensauce und kurbelte dann weiter. Auf der linken Seite, ungefähr 11 Kilometer nach Fredrika, fand ich einen geeigneten Platz und beschloss dort mein Abendbrot zuzubereiten. Fuhr im Anschluss noch einige Kilometer bis ich einen Platz für mein Zelt gefunden hatte. Es war ein Platz mit steinigem Untergrund, egal denn es zogen dunkle Wolken auf, wollte mein Zelt noch trocken aufstellen. Die Gewitterwolken verzogen sich, somit blieb auch eine Abkühlung aus.

 

Auch hier konnte ich den Zelteingang wegen der zahlreichen Mücken nicht öffnen. Die Wärme im Zelt war enorm, hätte mich gern noch erfrischt, fand meine Feuchttücher leider nicht. Improvisierte dann mit dem restlichen Wasser bevor ich einschlief.

 

01.07.2022 an der B92 ca. 15 km nach Fredrika – an einem See 19 km vor Junsele 98,6 km, 379 hm

Um 6:00 Uhr beendete ich die Nachtruhe. Die Mücken waren auch schon aufgestanden und belagerten meinen Zelteingang. Zog mir lange Sachen an damit ich die Ausrüstung verpacken konnte und nicht schon am frühen Morgen zerstochen wurde. Am Vormittag kam ich trotz der Steigungen von 4-5 Prozent gut voran.

 

Auf der rechten Seite befand sich ein See, am Ufer sah ich eine kleine Hütte, eine Bank und eine Handpumpe. Da fuhr ich hin und begrüße einen Herrn der sich gerade die Zähne putzte, es war Karsten der hier übernachtete. Bei der Frage zur Trinkwasserqualität des Wassers aus der Pumpe waren wir skeptisch. Am Ende unserer Unterhaltung bestand Karsten darauf mir von seinem Wasservorrat, er hatte einen 25 Liter Kanister dabei, meine Trinkflaschen aufzufüllen. Danke Karsten, er hatte bei einer Wanderung Erfahrungen mit Wasserknappheit gesammelt, war froh das ihm anderer Wanderer aushalf. Am Straßenrand gab es schöne Farbtupfer in Form von Lupinenstreifen und Seerosen in einem  kleinen See. Meine Mittagspause legte ich am Supermarkt in Åsele ein. In diesem Ort findet seit dem 17. Jahrhundert ein bedeutender Markt statt. Am dritten Juli Wochenende füllt sich der kleine Ort und es werden bis zu 1.100 Verkaufsstände und 150.000 Besucher gezählt. Am Nachmittag fuhr ich am Ångermanälven entlang, das ist ein Fluss im nördlichen Schweden. Er ist 490 km lang und der wasserreichste Fluss Schwedens.

 

 

An einer Art Insel zwischen den Wasserläufen hielt ich an und genoss diese herrliche Landschaft. Machte noch viele Fotos und fuhr dann weiter. Auf der Strecke gab es wenig Dörfer da war ich über ein geöffnetes Café froh. Hier waren Holländer die Betreiber bei denen ich meine Wasserflaschen auffüllte. Natürlich gab es noch ein nettes Gespräch am Rande bevor ich meine Fahrt fortsetzte.

 

Von hier fuhr ich noch 20 Kilometer bog links in einen Waldweg ab. Kurz darauf stand mein Zelt an einem See, ging noch kurz ins Wasser bevor ich mich in den Schlafsack legte. Im Anschluss zog dann noch eine Regenfront durch die mir eine angenehme Abkühlung bescherte.

 

02.07.2022 an einem See 19 km vor Junsele – Langsele

Der Regen hatte in der Nacht aufgehört und gegen 6:00 Uhr stand ich auf. Natürlich war das ein perfektes Wetter für die Mücken die schon auf mich warteten. Sprühte mich mit Autan ein das half nur für einen Moment, dann kamen die Plagegeister wieder. Schnell packte ich meine Ausrüstung zusammen und verließ diesen ansonsten herrlichen Platz.

 

 

Als ich auf der Straße ankam vermisste ich eine Wasserflasche. Getreu dem Leitspruch „Hinterlasse nichts außer Fußabdrücke, nimm nichts außer Eindrücke mit“ fuhr ich wieder zurück und holte die Flasche. Am Vormittag fuhr ich an dem See Betarsjön vorbei und weiter nach Junsele. Hier kaufte ich mir noch Äpfel und fuhr weiter. Das Wetter war an diesem  Tag mit seinen 25 Grad recht erträglich.

 

 

Zum Mittag machte ich halt in Näsäker. Am Nachmittag hatte die Straße dann wenig Steigungen dafür gab es aber kräftigen Gegenwind. Um 15:00 Uhr fuhr ich auf eine Wiese und holte etwas Schlaf der vergangenen Nacht nach. Dafür holte ich mein Footprint aus dem Packsack und wickelte mich darin ein, so konnte ich es im Schatten gut aushalten und wurde von keinen Insekten belästigt. Nach ungefähr 39 Kilometern erreichte Sollefteå.

 

Der Name Sollefteå bedeutet so viel wie „die sonnigen Gebiete“. Diese Gegend am Fluss Ångermanälven ist malerisch von Bergen umrahmt. Fuhr nicht in die City sondern weiter nach Langsele. Hier hatte ich vor auf dem Campingplatz, der an dem See – Fluss Faxälven lag, zu übernachten. Leider war der Platz nicht sehr gut ausgeschildet. Drehte eine Ehrenrunde und fragte schließlich einen Passanten nach dem Weg. Gegen 17:00 Uhr traf ich auf dem Campingplatz ein und baute mein Zelt unter einem Baum in dessen Schatten auf.

 

03.07.2022 Langsele – 60 km vor Sundsvall an der Straße 331 ca. 1,5 km hinter dem See Bastusjöhn (das war mein halber Ruhetag) 43,1 km, 414 hm

Der Tag begann mit einer Erkenntnis. Mein Zelt stand ja im Schatten unter einem Baum. In der Nacht hatten sich Elstern im Baum getroffen und mein Zelt total vollgeschissen. Also alles schnell mit Wasser und Schwamm abwaschen …. puuuh!!! Als ich beim Frühstück machen war stahl mir dann eine Elster noch das Knäckebrot, ließ es aber fallen, sie fühlte sich wohl ertappt als sie mich sah. Irgendwie musste ich jetzt doch über diese schlauen Biester schmunzeln.

 

Schaltete dann mein Smartphone ein und nach einem Blick auf mein Bankkonto erschreckten mich die Kosten für einen Liter Tankstellen-Benzin. Hier tankte ich per Kreditkarte und sah in der Vorschau jetzt den Betrag von140 Euro. Sprach dann am Telefon mit meiner Bank die mir erklärte, eine Sperrung sei nicht möglich und auch nicht nötig. Die Vorgemerkten Kosten werden meist vor der endgültigen Buchung auf den tatsächlichen Betrag noch korrigiert. Das irritierte mich zwar, aber ich beschloss abzuwarten und tatsächlich wurden nur die Kosten für einen Liter Benzin abgebucht. Bevor ich nach Sundsvall abbog überholte mich ein Liegeradler. Der Gegenwind half dem Liegeradler dabei, denn da hatte er echte Vorteile mir gegenüber.

 

 

Im Laufe des Nachmittages kam ich an ein Waldstück in dem es wohl gebrannt hat. Erstaunlich wie widerstandsfähig diese Bäume sind. Die Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht begann. Dafür bog ich von der Straße in einen Weg ab. An einem einsam gelegenen See fand ich einen Zugang, aber leider war der Platz recht klein und auch zu schräg, um mein Zelt dort aufzubauen.

 

Schade, denn dort hätte es mir sehr gefallen. Also fuhr ich zurück auf die Straße 331, nach einigen Kilometern sah  ich rechts ein Haus und davor eine große Wiese. Fragte die Hausbewohnerin und durfte in einigem Abstand zu ihrem Haus mein Zelt aufbauen. Die Plagegeister und Blutsauger begleiteten mich dabei. Das rechte Bild entstand gegen 24 Uhr.

 

04.07.2022 60 km vor Sundsvall an der Straße 331 – Bergafjärden 89,8 km , 619 hm

Start auf der Mückenwiese war um 7:45 Uhr. Am Vormittag fuhr ich auf recht geraden Straßen durch Wälder und sammelte dabei Höhenmeter. Auffallend waren die zahlreichen Transporte mit Baumstämmen zählte an dem Morgen 11 LKW. Das konnte in der Menge nur der Grundstoff für eine Papierfabrik sein.

 

Als ich nach einer Steigung rechts abbog konnte ich einen Blick auf Sundsvall und die Papierfabrik werfen. Es war windig an der Küste, machte hier trotzdem meine Mittagspause und ein kleines Schläfchen. Kurz bevor der Nieselregen einsetzte wurde ich wach und fuhr in die Stadt. Die Innenstadt von Sundsvall gilt als die architektonisch schönste Altstadt Schwedens. Gleichzeitig ist Sundsvall ein Outdoor-Zentrum, und zwar im Sommer wie im Winter. Hier ist der Startpunkt des 580 km langen Pilgerwegs von Küste zu Küste: Der Pilgerweg   St. Olavsleden führt bis nach Trondheim in Norwegen. Im Jahr 1888 war Sundsvall das weltgrößte Handelszentrum für Holzprodukte. Die Stadt war reich und hatte sogar Geld für ein Krankenhaus. Es gab ebenfalls mehrere lokale Zeitungen. Man nannte Sundsvall damals “Klein – San Francisco”. Der damalige Sommer  muss dem Hitzesommer 2018 geglichen haben. Im ganzen Juni hatte es wohl nicht geregnet. An Mittsommer, dem 25. Juni, war es überall sehr trocken. So reichte ein Funke von einem Dampfboot, das seine Maschine mit Holz statt mit Kohle befeuerte. Starker Wind kam hinzu und die hölzerne Innenstadt brannte. Innerhalb von acht Stunden zerstörte der Brand die gesamte Innenstadt dabei verloren 9.000 Menschen ihr Dach über dem Kopf. In dem Jahr 1890 wurde die Stadt dann neu aufgebaut, diesmal aber in Stein statt in Holz.

 

 

Als ich durch diese schöne Stadt, am Yachthafen entlang fuhr, nieselte es. Am Bahnhof stellte ich mich eine Weile unter bevor ich weiter fuhr. Auf dem Fahrradweg sah ich weiße Blütenreste die mich an die Baumwollfelder in Andalusien erinnerten. Gab es hier etwa eine Baumwollindustrie???

 

 

Bisher habe ich dafür keine Antworten gefunden. Nach vielen Kurven und einem kräftigen Regenschauer, den ich unter einem Baum abwartete, kam ich auf dem Camp in Bergafjärden an. Der Platz war sehr schön und von meinem Zelt hatte ich einen Blick auf das Wasser.

 

 

05.07.2022 Bergafjärden – Hudiksvall 101 km, 802 hm

Um 8:00 Uhr startete ich auf dem sehr schönen Campingplatz.

 

Ab diesem Tag fuhr ich wieder auf meinen ursprünglich geplanten Tracks weiter. Der Name des Weges ließ meine Vorfreude steigen. Auf dem Küstenweg (Kustvägen) waren wenig Autos unterwegs, als ich entlang der Küste durch diese schöne Landschaft rollte.

 

 

Bei erträglichen Temperaturen von 20 Grad konnte ich die Aussicht auf das Meer genießen. Die schönen Häuser mit ihren gepflegten Vorgärten, Häfen in denen Sportboote lagen, das waren Bilder die ich bisher nicht sah. Gegen 9:30 Uhr kam ich an den Rastplatz Skarhålssjöhn, mitten auf dem Weg stand das Fahrrad von Jessy, eine deutsche Reiseradlerin. Sie war auf dem Weg zum Nordkap und wollte ihren Freund in Norwegen treffen.

 

 

Wir sprachen noch über die Möglichkeiten hier mit dem Zug zu fahren und wie der jeweilige Weg beschaffen war, dann fuhren wir weiter. An einem Golfplatz machte ich Fotos, Golf ist in Schweden eine Art Volkssport. Am Rastplatz Mellanfjärden staunte ich über das riesige Geröllfeld. Hinter den windgepeitschten Krüppelkiefern gibt es auf dem Gipfel eine Steinansammlung, sie kennzeichnet ein Grab aus der Bronzezeit. Die Aussicht ist vom Rastplatz auf das Geröllfeld und die Küste einfach phantastisch.

 

 

Zum Mittag hielt ich an einem See, an seiner Badestelle gab es für mich sogar einen Tisch und Stühle. Das war fast schon Luxus mit herrlichem Blick auf den See hier Mittag zu essen. Hier beschloss ich noch ein kleines Mittagsschläfchen abzuhalten rollte mich in mein Footprint und schlief ein.

 

Als ich erwachte sah ich dunkle Wolken am Himmel. Beschloss schnell diesen Ort zu verlassen und radelte los. Leider konnte ich dem Regenschauer nicht entkommen. Stellte mich an der Jättendals Kyrka unter so gut es ging, die Tür war leider verschlossen und der kleine Mauervorsprung bot mir nur etwas Schutz. Als der Regen nachließ zog ich die Regensachen an und fuhr weiter. Am 70. Kilometer des Tages tankte ich an einem ICA Supermarkt noch etwas Energie.

 

Fuhr weiter und stellte In Hudiksvall, auf dem Mainbadens Campingplatz, mein Zelt auf. Der gut ausgestattete Platz mit seinen Sitzmöbeln vor der Küche strahlte eine gemütliche Atmosphäre aus.

 

06.07.2022 Hudiksvall – Ljusne 80 km, 53 hm

In der Nacht wünschte ich mir mit meinem Zelt an einem einsam gelegenen See zu stehen. Gegen 1:00 Uhr setzten sich Camper vor ihren Wohnwagen tranken Alkohol und führten eine lautstarke Unterhaltung. Nach einiger Zeit wies ich sie auf die Nachtruhe hin. Darauf begaben sie sich in ihren Wohnwagen und ich versuchte noch etwas Schlaf zu bekommen. Nach dem Frühstück trocknete ich noch mein Footprint auf einem Zaun, verpackte alles und fuhr durch Hudiksvall. Ein schöner Ort mit 37.000 Einwohnern, als Hafenstadt hat Hudiksvall lange Zeit vom Fischfang und Handel gelebt. Davon zeugen Zollhaus, Speicher und Fischerhütten in der Innenstadt.

 

Am Bahnhof fing es an zu nieseln stellte mich dort noch kurz unter bevor ich weiter fuhr. Als ich aus der Stadt fuhr wurde es trockener. Radelte an Seen mit bewaldeten Ufern entlang, erfreute mich an Seerosen in Ufernähe. Erstaunt las ich auf dem Ortsschild Iggesund, von der hiesigen Papierfabrik stammt das Papier Invercote creato. Diesen Chromosulfatkarton verwenden wir auch in unserer Firma. Auf der rechten Fahrbahnseite entdeckte ich dann das alte Fabrikgelände.

 

Weiter ging es durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet mit einer Weide, von der mich Lamas neugierig anschauten. Die Straße war eben mit keinen nennenswerten Steigungen. Kurz nach 15:00 Uhr erreichte ich den Ort Söderhamn, fuhr durch die Einkaufsstraße Köpmangatan, mit ihren Geschäften und gut besuchten Cafés. Über der Innenstadt thront die Burg Oscarsborg. Und durch die Innenstadt fließt der kleine Fluss Söderhamnsån.

 

Eine schöne Stadt mit vielen grünen und blühenden Oasen. Am Himmel braute sich wieder etwas zusammen. Fuhr schnell aus der Stadt um dem Regenwetter zu entkommen. Klappte nicht ganz Regen setzte ein, stellte mich unter und wartete den Regenschauer ab.. Wegen dieser Schlechtwetter Prognose mit 97 prozentiger Regenwahrscheinlichkeit buchte ich mir auf dem Campingplatz eine Hütte.

 

07.07.2022 Ljusne – Camp Furuvik 105 km, 474 hm

Als ich um 7:45 Uhr startete traf ich noch Anna, eine deutsche Reiseradlerin aus Kiel. Innerhalb von 4 Wochen reiste sie durch Schweden über Norwegen und Dänemark zurück nach Hause.

 

Mein gesamter Radeltag führte mich an der Küste, oder diversen Seen entlang. Aber zunächst radelte ich an einem Hinweisschild mit der Aufschrift „Kulturreservat Axmar Bruk“ vorbei. Neugierig wurde ich auf den Hinweis zu dem Schlosspark von „Slottet Herregården“, mit einem Pavillon. Fuhr den Weg entlang und genoss dieses schöne Ensemble aus Natur mit dem Pavillon.

 

Der weitere Weg führte mich, mit Blick auf die Küstenlandschaft und an schönen Häusern entlang, in Richtung Gävle. Mein GPS lotste mich bisher recht zuverlässig, aber vor Gävle fuhr ich in eine Sackgasse auf dem Hafengelände. Fuhr zurück und suchte mir einen anderen Weg. Nach einem kleinen Umweg befand ich mich wieder auf meinem Track. In Gävle nahm der Verkehr deutlich zu. Für Radfahrer aber kein großes Problem, da viele Hauptstraßen untertunnelt wurden.

 

Die Stadt an der schwedischen Ostseeküste, ist die Hauptstadt der Provinz Gävleborgs län. Gävle ist mit über 90.000 Einwohnern eine der größten Städte Nordschwedens. Die Geschichte der Stadt ist durch Bergbau, Industrie und durch Hafenwirtschaft geprägt.

 

Nach ungefähr 13 Kilometern erreichte ich den Campingplatz in Furuvik, der Platz liegt direkt an der Ostseeküste. Am Abend bummelte ich kurz vor dem Sonnenuntergang noch zum Anlegesteg.

 

Bis auf den Preis für diesen Platz gab es keinerlei Kritik für diesen Platz.

 

08.07.2022 Furuvik – Uppsala 96 km, 350 hm

Gleich bei Öffnung der Rezeption um 08:00 Uhr bezahlte ich den Platz und startetet in den Tag. Der Track führte neben der E4 fast gerade aus. Auf dem Weg sah ich viele Hinweise auf Naturreservate und fuhr an Getreidefeldern entlang. Als ein Lemming mich sah huschte er schnell in Deckung.

 

In einem Buswartehäuschen machte ich eine kleine Pause als zwei Radler auf der anderen Straßenseite hielten. Das waren die ersten Radler die scheinbar auch in Richtung Süden fuhren. Wollte sie beim Frühstück nicht stören und fuhr weiter. Etwas später holten sie mich dann ein, wir fuhren nebeneinander und kamen ins Gespräch. Dabei erfuhr ich von ihrer Reise, die sie in Etappen um die Ostsee führte. In diesem Jahr starteten sie in Travemünde und fuhren mit der Fähre nach Helsinki. Weiter mit dem Nachtzug nach Tornio (im Norden von Finnland) und per Fahrrad nach Luleå. Das Ziel der Reiseradler war Malmö, von hier dann mit der Fähre weiter nach Deutschland und per Zug zurück nach Zürich.

 

An diesem Tag trennten sich unsere Wege immer wieder, weil jeder ein anderes Tempo fuhr. Wir trafen uns bei Pausen immer mal wieder, bevor wir in Uppsala eintrafen.

 

 

Für den Abend war Regen angesagt, daher buchten sie für sich eine Übernachtung im Hotel, während ich weiter zum Campingplatz in Uppsala fuhr. Dort baute ich das Zelt auf ging duschen, als ich aus der Dusche kam regnete es bereits. Der Regen hielt nicht lange an und in der Nacht blieb es zum Glück trocken.

 

09.07.2022 Uppsala – Stockholm 99 km, 685 hm

Am Morgen wischte ich das Zelt noch trocken und verließ gegen 8:00 Uhr den Campingplatz.

 

In Uppsala machte ich noch etwas sightseeing. Uppsala ist die viert größte Stadt Schwedens. Die im Jahr 1435 geweihte Domkirche gilt mit ihren fast 119 Metern als die höchste Kirche in Skandinavien und ist bei der Anreise schon von weitem sichtbar. Gustav Vasa reformierte Schweden im 16. Jahrhundert und machte damit den mittelalterlichen Dom zu einem evangelisch-lutherischen Gotteshaus. Gleich daneben steht das Gustavianum, das älteste erhaltene Gebäude der Universität, die im Jahr 1477 gegründet wurde.

 

In der grünen Stadt am Fluss Fyris leben 230.000-Einwohner. Studenten aus ganz Schweden, sowie dem Rest der Welt, machen fast ein Fünftel der Bevölkerung aus und verleihen der Stadt ein jugendliches Flair. Carl von Linné, der Vater der modernen Botanik lebte und forschte im 18. Jahrhundert in und um Uppsala. Der Linnégarten im Zentrum von Uppsala ist Schwedens ältester botanischer Garten. Die Anlage wurde später von dem berühmten Botaniker nach französischem Vorbild umgestaltet. Hier wachsen seither um die 1.300 Arten von Blumen und Pflanzen, die von Linné selbst ausgewählt wurden. Als ich aus der Stadt radelte führte mich der Weg nach 15 Kilometern zum Carl von Linnés Hammarby. Das ein Kulturreservat und ein Museum im Dorf Danmarks-Hammarby besitzt. Das heutige Wirtschaftsgebäude wurde 1762 als Landsitz und Sommersitz für die Familie Carl von Linné erbaut und war bis 1879 im Besitz der Familie, als der Hof vom Staat gekauft, restauriert und als Museum genutzt wurde. Das Museum war noch geschlossen.

 

Da fuhr ich durch recht hügeliges Gelände an blühenden Rapsfeldern und Wiesen weiter. Dann kamen ich durch die ersten Industriestandorte von Stockholm. Neben einer Bahnstrecke fuhr ich weiter in Richtung Stadtzentrum und als ich hielt um mich zu orientieren kamen die beiden Schweizer, Katrin und Daniel angeradelt. Was für ein Zufall! Wir tauschten uns noch über unseren weiteren Weg und den Platz für die nächste Übernachtung aus.

 

Während die Züricher ein Hotel gebucht hatten führte mich mein Weg zum Campingplatz. Als ich quer durch Stockholm fuhr zogen dunkle Wolken auf. Zum Glück blieb es trocken und das blieb es auch in der Nacht.

 

Beim Checkin fragte ich nach der Möglichkeit eines späteren Checkouts am nächsten Tag. Freundlich wurde mir die Abreise zwischen 20:00 und 21:00 Uhr gewährt.

 

10.07.2022 Stockholm Ängby Camping – Stockholm Zentralstation ca.17 km

Nach einer ruhigen Nacht stand ich um 7:00 Uhr auf kochte mir Kaffee und schmierte mir Brote für die Busreise um Mitternacht. Dann fuhr ich zum UNESCO Weltkulturerbe Schloss -Drottningholms Slott. Nach ungefähr 5 Kilometern traf ich in dem sehr schönen Schlosspark ein. Das Königliche Schloss Drottningholm ist eines der schönsten Schlösser in Schweden und steht auf der zur Gemeinde Ekerö gehörenden Insel Lovön, im See Mälaren.

 

Vor dem Schloss machte ich noch einige Fotos, um 10:00 Uhr hielt ich dann mein Ticket in der Hand und begann meine Besichtigungstour durch das Schloss.

 

Soldaten zogen zur Wache auf. Bis auf den Südflügel, dem Hauptwohnsitz der königlichen Familie, ist der überwiegende Teil von Drottningholms Slott ganzjährig für Besichtigungen geöffnet. Das Schloss Drottningholm wurde unter der Leitung von Nicodemus Tessin, dem führenden schwedische Baumeisters seiner Zeit, gebaut. Das Schloss zählt zu den herausragendsten Werken des Frühbarock in Schweden. Mit dem beim Bau des Treppenhauses schuf er das aufwändigste und luxuriöseste Objekt seiner gesamten Laufbahn. Die königlichen Schlossherren hinterließen in den folgenden Jahren ihre mehr oder weniger stark ausgeprägten Fußabdrücke, so kommt das Schloss Drottningholm auch einer Zeitreise durch verschiedene stilistische Epochen gleich. Neben dem Schlossgebäude zählen dazu insbesondere das prächtige Schlafzimmer, das als einer der schönsten Räume des Barock in Schweden gilt. Aus der Zeit von (1636 – 1715) stammen die barocken Anteile, die unter der Herrschaft von Hedwig Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottorf, noch heute das Schloss prägen. Ebenso der angrenzende sogenannte Ehrenstrahlsalong, der Audienzsaal und der streng formale Barockgarten des Schlossparks. Der Barockgarten ist der älteste Skulpturenpark in Schweden.

 

Der mit seinen 28 freistehenden Skulpturen ausgestattete Barockpark, von denen ein großer Teil aus der Hand des bekannten niederländischen Bildhauers Adriaen de Vries (1556 – 1626) stammen und die während des 30-jährigen Krieges in Prag sowie während des Krieges mit Dänemark auf Schloss Fredriksborg erbeutet wurden. Heute stehen Kopien dieser Skulpturen im Barockgarten, während sich die Originale im nördlich des Schlossgeländes befindlichen Museum de Vries befinden. Die zweite Königin war Luise Ulrike von Preußen (1720 – 1782), die das Schloss 1744 als Hochzeitsgeschenk zu ihrer Vermählung mit König Adolf Friedrich erhielt. Sie brachte, besonders deutlich sichtbar am Beispiel des luxuriösen Grünen Salons und des Grünen Kabinetts, den Rokoko-Stil in die Einrichtung des Schlosses. Das Schloss wurde während ihrer Zeit zu einem Treffpunkt der Kultur und Naturwissenschaft. Sie ließ die beeindruckende Schlossbibliothek und das Schlosstheater bauen. Aus ihrer Zeit stammt auch das hübsche Chinesische Schlösschen das im südwestlichen Teil des Schlossparks erbaut wurde. König Gustav III. (1746 – 1792) entwarf den großen englischen Landschaftsgarten nördlich des Barockgartens, der nach dem frühen Tod des Monarchen vom Landschaftsarchitekten Fredrik Magnus Piper vollendet wurde. Ferner führte Gustav III. das Schlosstheater zu seiner Blüte, er schrieb eigene Theaterstücke und stand auch als Schauspieler auf der Bühne. Als ich den Rundgang durch die prächtigen Gemächer des Schlosses beendet hatte wollte ich mir den Schlossgarten ansehen. Der direkte Ausgang zum Gartenportal war nicht möglich, die Besucher nutzten den seitlichen Zugang, der unter einer goldenen Pforte hindurchführte.

 

Hier tat sich der weite Blick auf die Skulpturen, den zentralen Springbrunnen, die Wasserspiele und den sich anschließenden Irrgarten auf. Nachdem ich langsam den Schotterwegen folgte und in die Gartenarchitektur eintauchte, sah ich den Wegweiser zum Chinesischen Pavillon. Folgte dem Hinweis zu dem Chinesischen Ensemble, das ich mir aber nur von außen ansah. Schlenderte dann noch zum südlichen Punkt des Schlossgartens und weiter zurück zum Ausgangspunkt meines Rundgangs. Langsam füllte sich der Barockgarten mit Besuchern. Mein kultureller Ausflug hingegen endete hier. Auf dem Rückweg zum Campingplatz kaufte ich mir noch einen frischen Salat zur Mittagspause.

 

Am Zelt angekommen gab es dann mein erworbenes Mittagessen. Das war der Tag meiner Heimreise zu der ich ein Ticket für den Flixbus gebucht hatte. Die Rückfahrt startete um 23:59 Uhr, von der Zentralstation in der Stockholmer City. Nachdem ich gesättigt war machte ich noch ein kleines Mittagsschläfchen. Packte im Anschluss meine Ausrüstung, verschenkte das Benzin meines Kochers an der Rezeption des Campingplatzes. Gegen 17:30 Uhr hatte ich alles für die Reise verstaut und mein Zelt noch trocken verpackt, denn es zog ein ordentlicher Regenschauer auf. Wartete den Regen unter einem überdachten Platz mit Tischen und Bänken, der sich gegenüber der Rezeption befand, ab. Hier gab es WLAN und Energie für mein Smartphone, diesen Service nutzte ich sehr gern, denn meine Energiereserven warnen fast aufgebraucht. Als der Regen abzog startete ich langsam in Richtung Stockholm City. Wollte vor der nächtlichen Busfahrt die Zentralstation aufsuchen, um die Bedingungen für meine Rückreise zu checken. Das gestaltete sich doch etwas aufwendiger als gedacht. Bei der Ankunft entpuppte sich für mich die Zentralstation als Bahnhof mit diversen Gleisanschlüssen. Auf der Suche des Busterminals fuhr ich zu einer Nebenstraße des Bahnhofes. Da erkannte ich immer noch keinen Busbahnhof. Fragte, das vor dem Eingang stehende Sicherheitspersonal, nach dem Busterminal. Die Auflösung war simpel und doch genial. So ging ich im inneren des Bahnhofes auf dem Bahnsteig entlang, durch eine Tür, um dann mit dem Fahrstuhl in das obere Stockwerk zu gelangen. Hier fand ich elektronische Hinweistafeln mit den Abfahrtzeiten und auch meine Haltestelle. Das Gebäude glich architektonisch eher dem Terminal eines Flughafens, war gestaltet wie ein Gate- und der Boardingbereich. Nachdem ich den Ort für meine Abreise gefunden hatte machte ich noch eine abendliche Rundreise mit Blick auf die Altstadt.

 

Mit den letzten Sonnenstrahlen wurde das beeindruckende Ensemble erleuchtet.

 

Das war ein schöner Abschluss meiner Reise, fuhr langsam zurück zur Zentralstation und nahm im Wartebereich platz. Langsam trafen immer mehr Reisende ein. Rechtzeitig rollte ich mit dem Fahrrad durch die Tür zur Haltestelle. Hier verpackte ich meine Radtaschen in meinen mitgebrachten Kanu-Packsack. Pünktlich fuhr der Bus vor, die Koffer und Taschen der Reisenden wurden im Gepäckraum des Busses verstaut. Endlich war auch mein Packsack an der Reihe, mein Fahrrad wurde am Heck, auf dem Fahrradträger befestigt, dann ging es auch schon los. Von meinem Fensterplatz konnte ich noch die Abreise durch das nächtliche Stockholm genießen. Fast alle Reisenden richteten sich die Sitzplätze her, um etwas Schlaf zu finden. Der Bus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Merkwürdig wurde es, als einige Reisende Sitzplatznummern auf ihren Tickets hatten, die es im Bus gar nicht gab. Aber am Ende hatte jeder einen Sitzplatz, habe bis heute nicht verstanden wie das ging. An mehreren Haltestellen stiegen Fahrgäste aus und neue wieder zu. Der Schlaf glich daher nur einem dösenden Ruhen.

 

Von Schweden fuhren wir über die Öresundbrücke nach Dänemark. Die Überfahrt nach Deutschland erfolgte per Fähre, überpünktlich trafen am Hamburger ZOB ein. Hier verabredete ich mich noch mit meinem Freund Helmut, die Heimreise mit der DB war dann das letzte Abenteuer. Glücklich traf ich noch vor Mitternacht in meinem Heimatort ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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