Vom 29.09.-03.10.2012 legten wir ca. 320 km auf der Insel und in Mecklenburg zurück. Rügen ist die größte deutsche Insel (926 km²) und liegt vor der pommerschen Ostseeküste. Die Hansestadt Stralsund ist das Tor zur Insel Rügen, sie wird durch den Strelasund (2 km breit) vom Festland getrennt und durch den Rügendamm und die Rügenbrücke verbunden. Die Küstenlinie ist nicht gleichmäßig, sondern wird durch wechselnde Landschaftsbilder geprägt, die Landzungen, Halbinseln und Boddengewässer sorgen für die Vielfalt. Dem Nationalpark Jasmund, mit seinen Buchenwäldern, wurde im Jahre 2011 der Status des UNESCO Weltnaturerbe verliehen. Hier befindet sich auch der 118 Meter hohe „Königsstuhl“, der bekannteste Kreidefelsen der Stubbenkammer. Auf der gesamten Insel begegnet man Steindenkmälern die bis heute erhalten geblieben sind, sie sind Zeitzeugen längst vergangener Epochen. Ein Fahrradrundweg führt um die gesamte Insel und wer nur Teilstrecken befahren möchte hat auf einigen Strecken, während der Saison, die Möglichkeit Fahrräder in den Bussen mitzunehmen.
29.09.2012 Schwerin-Sassnitz-Juliusruh, 38 km
Abfahrt: 07:53 Uhr in Schwerin HBF
Ankunft: in Sassnitz 10:55 Uhr HBF
Ankunft: in Juliusruh 16:30 Uhr
Helmut kam schon mit dem Zug aus Hamburg wir telefonierten kurz in welchem Wagon er sich mit seinem Rad befand, dann stieg ich zu. Es gab eine Menge Gesprächsstoff zur Ausrüstung die sich Helmut noch zulegte und dem vielen Platz in seinen Packtaschen. Bei mir sah es etwas anders aus, denn mein Platz war genau bemessen und mit allerlei Ausrüstung gefüllt. Nach jeder Tour gibt es aber Sachen die man nicht unbedingt gebraucht hätte, meine Packliste wird sich jedoch auch auf weiteren Reisen nicht wesentlich verändern.
In Sassnitz beschlossen wir zunächst eine kleine Mittagsmahlzeit einzunehmen, so fuhren wir in Richtung Hafen ließen unseren Blick einmal über die Ostsee schweifen, die Bewegung tat gut und schaffte Platz für den Matjes mit Backkartoffel in meinem Magen. Nun aber wurde es Zeit die kurze Strecke zum ersten Camp anzugehen, auf kleinen Straßen ging es bergan zum Ortsausgang. Wir erklommen auf dem Weg zur Stubbenkammer einige Höhenmeter, durch die uns richtig warm wurde, so dass wir die dickere Bekleidungsschicht nicht mehr benötigten. Wir näherten uns dem Nationalpark Jasmund und fuhren zur kleinen Stubbenkammer, mit dem Aussichtspunkt Victoria-Sicht. Den Namen verdankt dieser malerische Ort einem Besuch des Königs Wilhelm von Preußen mit seiner Schwiegertochter Kronprinzessin Victoria, aus dem Jahre 1865. Von diesem Aussichtspunk hat man einen herrlichen Blick auf den 118 m hohen Kreidefelsen „Königsstuhl“. Hier fanden sich nur wenige Ausflügler ein und somit kamen wir in den Genuss auf eine Aussichtsplattform zu treten, von der wir einen weiten Blick in die Landschaft hatten. Als wir weiterfuhren zogen von Westen dunkle Regenwolken auf, es dauerte nicht lange und am Ausgang des Nationalparks hatten wir unsere Regenkleidung an. Der Regen zog schnell ab die Sonne kam wieder heraus und wir fuhren auf Radwegen gemütlich dem Abend entgegen. Unser Ziel war an diesem Tag das „Freizeitcamp am Wasser“, auf der Halbinsel Wittow. Nach den Vorbereitungen zur Nacht lockte uns die Ostsee an ihren Strand, bei Windstille und sonnigem Wetter war das Bad eine schöne Erfrischung am Ende des Tages.
30.09.2012 Juliusruh-Schaprode, 50 km
Abfahrt: 09:15 Uhr in Juliusruh
Ankunft: in Schaprode 15:00 Uhr
Am Himmel zogen dunkle Wolken auf und die Sonne kam nur noch selten hervor. Unser Ziel war die nördliche Spitze der Insel Rügen und dann auf dem Ostseeradweg weiter in Richtung Westen. Der Wind blies kräftig, wir befuhren einen Plattenweg und gelangten zu einer steinzeitlichen Siedlung. Ein mystischer Ort mit den vielen aufrecht stehenden Felsen, ein Ort zum innehalten.Dann an einigen Höfen, Ferienhäusern von Putgarten entlang und plötzlich standen wir in dem kleinen Fischerdorf Vitt. Hübsche traditionelle Fischerkaten die liebevoll restauriert wurden. Am Strand dann Fischerboote und Fischbrötchen, wir waren sofort umringt von reiferen Touristen, wo kommt ihr her? Darauf Helmut ganz trocken: “aus Hamburg“, ein staunen ging durch die Meute. Dann klärte er auf: „Bis Sassnitz mit dem Zug“. Gelächter und die eine oder andere Frage nach unserer Ausrüstung brachte Spaß auf beiden Seiten. Zum Beispiel: „Ob ich auf einem Elektrofahrrad unterwegs sei“.
Nach dieser fröhlichen Runde fuhren (schoben) wir einen Weg mit Treppenstufen die Räder hoch, um auf dem Radweg anzukommen. Nach der achteckigen Kapelle von Vitt, die von Baumeister Schinkel errichtet wurde, fuhren wir in Richtung Kap Arkona. Der Radweg verlief parallel zur Küstenlinie mit schönen Aussichten von der Steilküste. Am Leuchturm angekommen führte ein Wanderweg vorbei an alten Bunkeranlagen zu einem Aussichtspunkt am Kap. Wir genossen die Aussicht auf die Ostsee und beschlossen auf dem Radweg zu bleiben, der führte an der Küste weiter in Richtung Dranske.
Die Zeit für eine Kaffeepause rückte näher, dafür benötigten wir nur noch einen schönen Ort. Ein Platz mit freier Sicht fand sich nach der einer der nächsten Biegungen, dort packten wir unsere Brote aus und genossen, bei einer phantastischen Aussicht, unseren Kaffee. Nur Helmut hatte versehentlich seinen vollen Kaffeebecher umgestoßen, aber kein Problem wir teilten uns den Rest.
Auf dem Küstenweg strampelten wir dem Wind entgegen, mal auf einem Feldweg abwechselnd auch auf Waldwegen, oder über Wiesen. Holprig aber schön zu fahren kamen wir im Regenbogen Camp Nonnewitz an. Dort wollten wir die Abfahrtzeit der Fähren nach Hiddensee erfragen, leider wurden wir enttäuscht, an der Rezeption bekamen wir nur den Hinweis auf ausgelegte Fahrpläne. Der Herbstfahrplan war nicht dabei. Also telefonierten wir mit den Reedereien, leider konnten wir nur eine ans Telefon bekommen, die von Schaprode. Dort fuhren an diesem Tag noch mehrere Fähren, so kam der Entschluss zustande, auf direktem Weg nach Schaprode zu pedalen.
Zügig fuhren wir in Richtung Wittower Fähre, am Wieker Bodden staunten wir über die vielen Kitesurfer, es ist eine der windreichsten Gegenden Deutschlands. Was man mit Wind so alles anstellen kann ist für einen Radfahrer schon beeindruckend, denn wir kennen den Wind meist nur als ungeliebten Feind, der immer von vorne bläst. Gegen 15:00 Uhr erreichten wir Schaprode, am Anleger erfuhren wir wann die nächste Fähre nach Hiddensee geht, mit dem Hinweis (unfreundlich vorgetragen), ob wir ein Quartier auf der Insel hätten. Hatten wir nicht, somit lohnte sich die Überfahrt an diesen Tage nicht mehr, wir hätten um 17:30 Uhr mit der letzten Fähre zurück fahren müssen. Nach einem kleinen Imbiss und einer Tasse Kaffee, stand unseren Entschluss fest, ab zum Camp und am nächsten Morgen nach Hiddensee fahren.
Das war ein entspannter Abend, denn wir hatten viel Zeit alles noch bei Tageslicht zu erledigen. Beim Abendessen gab es gratis noch einen schönen Sonnenuntergang, während auf der anderen Seite schon der Mond aufging. Nach einem kleinen Strandgang wurde es schnell dunkel und wir krochen in unsere Zelte. Um 02:30 Uhr wurde ich wach und beschloss den Vollmond zu fotografieren, auch Nachtaufnahmen haben einen besonderen Reiz, also fing ich mit dem Objektiv auch noch Hiddensee ein. Als es etwas kühl wurde und die Müdigkeit zurück kehrte kroch ich in meinen warmen Schlafsack. Gute Nacht!
01.10.2012 Schaprode-Altefähr, 65 km
Abfahrt: 08:05 Uhr vom Camp
Fähre: Ab Schaprode 08:15
Ab Schaprode 08:15
An Hiddensee um 09:25 Uhr (Kloster)
Ab Hiddensee um 12:15 Uhr (Neuendorf)
An Schaprode um 13:00 Uhr
Ankunft: in Altefähr um 17:30 Uhr
Der Weckeruf ertönte um 6:30 Uhr, wir hatten alle Hände voll zu tun die Ausrüstung zu verpacken, um 8:15 fuhr unsere Fähre. Der Benzinkocher hatte keine Lust so früh mein Kaffeewasser zu erhitzen, also gab es keinen. Ab zum Anleger, denn wir hatten noch keine Tickets gekauft, klappte alles noch gerade rechtzeitig.
Der Tag begann mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein, gegen 09:25 Uhr legten wir in Kloster an. Die Insel ist 16,8 km lang und an der breitesten Stelle 3,7 km breit, im Norden der Insel geht es auf 70 Höhenmeter hinauf zum Leuchtturm. Auf unserer Inseltour fuhren wir durch Kloster und weiter zum Leuchtturm am Dornbusch, mit seinen herrlichen Aussichten auf die Ostsee und das Landesinnere. Ein riesiger Vogelschwarm flog an uns vorbei, es schien Erntezeit für den Sanddorn zu sein und keiner wollte sie verpassen.
An der Ostküste fuhren wir zurück nach Kloster und weiter nach Vitte, niedliche kleine Orte und eine Fahrradverleih-Dichte wie ich sie noch nie erlebte. An der Westküste ging es an einem nicht enden wollenden Sandstrand entlang bis wir südlich von Vitte, das 75 Hektar große Naturschutzgebiet Dünenheide, erreichten. Das war der ideale Ort für unsere Pause. Nach einer kleinen Stärkung spurteten wir nach Neuendorf, denn die Fähre fuhr um 12:15 Uhr ab. Tolle Insel, Helmut wäre hier gern länger geblieben, diese Ruhe ohne Autoverkehr.
Um 12:35 Uhr legten wir in Schaprode an, von dort ging die Reise per Muskelkraft weiter über Trent nach Gingst. Auf dem alten Marktplatz von Gingst, der Ort wurde in den letzten Jahren mehrfach zum schönsten Dorf der Insel Rügen gekürt, fühlten wir uns sofort wohl. Auf dem sonnigen Hinterhof des Bio-Ladens wurde uns dann noch Kaffee und ein kleine Leckerei (aus eigener Produktion) serviert. Wenig später erfuhren wir von einem weiteren Gast, der unsere Räder sah, dass er hier seine Wohnung ausbaut und am Jahresende einziehen wird. Er kam zum ersten Mal mit seinem Fahrrad hier durch und nun bleibt er für immer.
02.10.2012 Altefähr-Ribnitz-Schwaan, 82 km
Abfahrt: 8:30 Uhr vom Camp
Ankunft: in Ribnitz um 17:30 Uhr – Rostock – Schwaan (Bahnfahrt von ca. 50 Kilometern)
Ankunft: im Camp Schwaan um 18:16 Uhr
Früh am Morgen war der Platz sehr nass, der Boden aufgeweicht und wir mussten die Zelte feucht verpacken. Hier traf vorläufig kein Sonnenstrahl auf den Boden, also warten zwecklos.
Über den Rügendamm ging es zur alten Hansestadt Stralsund, die Silhouette der Stadt wurde durch einige Sonnenstrahlen, die durch die dicken Wolken trafen, erhellt. Der Hafen mit den Sehenswürdigkeiten Ozeaneum, Gorch Fock und alten Speichern war unser erstes Ziel. Dann ab in die City, eine schöne alte Innenstadt lud zum Bummeln ein, auf dem Alten Markt staunten wir über die mächtige Architektur. Das Rathaus wurde im Stil der Backsteingotik errichtet, und ist das Wahrzeichen der Stadt Stralsund. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus befindet sich die St.-Nikolai-Kirche, erstmals wurde sie im Jahre 1276 urkundlich erwähnt. Nach einem kleinen Einkauf brachen wir zu unserem nächstes Ziel, der Stadt Barth auf.
In Barth erfolgte im Jahr 1588 der erste Bibeldruck Pommerns. Mittelalterlicher Stadtkern, es war 12:00 Uhr, der Magen knurrte und wir saßen auf dem Markt von Barth. Die Mahlzeit bestand aus Bratkartoffeln mit Spiegeleiern und verschaffte uns Kraft für die nächsten Kilometer nach Ribnitz-Damgarten. Von hier ging unser Zug, um 17:37 Uhr nach Rostock, dort stiegen wir um und fuhren weiter nach Schwaan. Der Campingplatz lag ca. 2 Kilometer Stadtauswärts, dort wurden wir sehr freundlich empfangen. Die Inhaberin ließ für uns das Licht brennen und stellte eine Terrassenheizung auf, damit wir unser Abendessen zubereiten konnten. Soviel Gastfreundschaft hatten wir bisher auf unserer Reise nicht erfahren, nochmals vielen Dank für alles.
03.10.2012 Schwaan-Schwerin, 86 km
Abfahrt: 08:30 Uhr in Schwaan
Ankunft: in Schwerin 17:20 Uhr
In der Nacht hatte es stark geregnet die Zelte waren nass wir wischten die Zelte notdürftig trocken. Los ging es zur letzten Etappe auf Radwegen und teilweise kleinen Straßen fuhren wir nach Neukloster. Wir waren an diesem Tag auf allen möglichen Fahrbahnbelägen unterwegs, teilweise konnten wir nur schiebend vorwärts kommen. So sah auch die Belohnung aus, wir fuhren durch schöne Laubwälder, hügelige Landstriche, die sich in kleinen Seen spiegelten, vorbei an Sonnenblumen und aßen Äpfel am Wegesrand.
Bei Jesendorf kreuzten wir die A14 und kamen über Ventschow durch eine schöne alte Allee nach Flessenow. Angekommen am Schweriner See trennten uns nur noch wenige Kilometer von der Stadt Schwerin. Eine kurze Rast am Paulsdamm gönnten wir uns noch, bevor wir am Bahnhof ankamen und Helmut seine Heimreise per Zug antrat.