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Nantes – Freiburg Fahrradreise 2024

 

Nantes – Freiburg im Breisgau

In diesem Jahr stand ein Teilstück des Euro Velo 6 auf meinem Plan. Per Flug ging es von Hamburg nach Frankreich (Nantes), um an der Atlantikküste zu starten und bis Freiburg im Breisgau mit dem Fahrrad zu fahren. Ab Freiburg im Breisgau dann mit der DB wieder zurück nach Schwerin. Insgesamt waren es 16 Radeltage plus einen Ruhetag. Auf den 1.435 km mit 4.780 Höhenmetern hatte ich eine Panne. Der Schaltzug des Schaltwerkes war gerissen und musste ersetzt werden. Das Wetter hätte etwas trockener ausfallen können. Trotzdem war es eine spannende und erlebnisreiche Fahrradreise durch dieses schöne Land.

 

Kartendaten von: OpenStreetMap.org

14.05.2024 Flug HH – Nantes – Le Migron

35 Kilometer

Am 14.05.2024 holte mich mein alter Weggefährte Wolfgang von zu Hause ab. Wir verluden die Ausrüstung, das Fahrrad kam auf den Fahrradträger und ab ging es zum Airport nach HH. Dort angekommen half er mir noch mein Fahrrad in den mitgebrachten Fahrradkarton zu verpacken. Am CheckIn – Schalter gab es eine lange Schlange, aber  dann ging es schnell und meine Ausrüstung konnte ich aufgeben. Im Sicherheitsbereich wurde mir noch mein Sturmfeuerzeug abgenommen, das sei nicht gestattet, sagte der Security – Mitarbeiter. Zum Glück war Wolfgang noch in der Nähe und konnte das Feuerzeug an sich nehmen. Das gefiel mir deutlich besser als es zu entsorgen. Hauptsache der Kocher wurde nicht beanstandet. Puuuuh!!!

Der Flug und die Landung in Amsterdam erfolgten planmäßig. Doch dann kam das dicke Ende.  Im Bordingbereich zum Flug nach Nantes angekommen, fand ich auf meinem Ticket keinen Sitzplatz im Flugzeug. Am Counter erhielt ich die Auskunft ich sei ein Springer und hätte daher keinen Sitzplatz im Flieger. Was wird denn das, fragte ich die Angestellte der KLM – Airline? Darauf hin, antwortete Sie mir es sei so bei KLM und ich solle mich gedulden. Obwohl ich aber ich schon im Januar gebucht hatte?  Keine Reaktion. Ungefähr zwanzig Schweißausbrüche später und circa 5 Minuten vor Abflug bekam ich meinen Platz. Das klappte nur weil ein anderer Passagier mit seiner Familie nicht rechtzeitig im Bordingbereich erschien. Das war richtig knapp! So etwas hatte ich noch nie erlebt. Bei dieser Airline werde ich wohl nicht mehr buchen. Das fing schon mit der schwierigen Buchung für mein Fahrrad an. KLM gab mir für meinen Fahrradkarton ein verrücktes Maß nach dem Anderen vor. Dadurch folgte ich der Vorgabe von  KLM und baute meinen Fahrradkarton von dem Tiefenmaß  25 cm auf 23 cm um.

Nach der Landung in Nantes wartete ich noch eine Weile. Als aus meinem Fahrradkarton die Lagerbuchsen der Achsen herausstachen wurde mir schlecht. Hatte schon die Befürchtung ein, oder beide Laufräder seien beschädigt. Zum Glück waren nur die Kontakte des Nabendynamos verbogen. Selbst das kostete mich wertvolle Zeit bei der Montage im Airport. Gegen 19:00 Uhr konnte ich dann endlich meine ersten Kilometer unter die Räder nehmen. Kaum hatte ich den Parkplatz des Airports verlassen begann es zu Regnen. Super!!! Rein in die Regensachen und weiter ging es. Als ich durch die Ortschaften zur Loire rollte, hielt der EV 6 noch reichlich Höhenmeter für mich bereit. Bei Tageslicht traf ich noch auf dem Campingplatz in Le Migron ein. Wartete jedoch noch etwas auf einen trockenen Moment bevor ich das Zelt aufstellte.

 

 

15.05.2024 Le Migron – Nantes

97,1 km – 346 hm

Das Zelt war noch feucht als ich um 7:00 Uhr startete. Musste das Innen- und Außenzelt getrennt verpacken. Auf der Fahrt nach Mindin regnete es im Stundentakt. Dafür hatte ich in Mindin einige trockene Momente. Hier machte ich noch Fotos von der Atlantikküste. Bei jeder Ebbe erscheint am Strand von Saint-Brevin-les-Pins ein enormes Schlangen-Skelett. Dieses zeitgenössische Kunstwerk stammt von Huang Yong Ping. Das unmittelbar am Strand stehende Maritime Museum befindet sich in einer alten Festung aus dem Jahr 1861. Im Anschluss radelte ich wieder zurück nach Nantes. Das Wetter und auch die Radwege wurden an diesem Tag nicht besser. So musste ich an einem umgestürzten Baum meine Ausrüstung auf die andere Seite heben. Fuhr dann weiter in die Stadt Nantes. Zunächst auf der Suche nach einer Gaskartusche mit Gewindeanschluss. In Nantes begann es wieder zu regnen und eine passende Gaskartusche fand ich auch nicht. So fuhr ich zu einer Tankstelle und kaufte Benzin für meinen MSR Whisperlite Universal. Nantes ist der Geburtsort des berühmten französischen Schriftstellers Jules Verne. Am Ufer der Loire, gegenüber dem Musée Jules Verne, steht das Carrousel des Mondes Marins. Ein riesiger mechanischer Elefant gehört ebenso zum Les Machines de l’île. Die Besucher tauchen in diesem unglaublichen mechanischen Aquarium, das riesige Karussell, fast 25 m hoch und 22 m im Durchmesser, ist eine Maschinerie die dem Meer gewidmet ist, ein. Im Anschluss rollte ich zum Campingplatz in Nantes. Leider war der Campingplatz nicht für Radfahrer, die im Zelt übernachten, ausgestattet. Es gab keine Küche, oder Aufenthaltsraum und auch keinen Picknicktisch mit Überdachung, dafür war er aber mit 33 Euro überteuert. Es regnete und ich musste meine Sachen trocknen. Von einem 5 Sterne Platz erwarte ich dann schon eine bessere Ausstattung.

 

 

16.05.2024 Nantes – Rochefort-Sur-Loire

101 km – 323 hm

In einer Regenpause baute ich das Zelt ab packte die Ausrüstung zusammen. Die Fahrt, durch die 320.000 Einwohner zählende Stadt Nantes, war im Berufsverkehr stressig. Zum Glück kam ich heil durch den Großstadt Dschungel. Auf dem EV 6 traf ich noch einen Reiseradler der in Bordeaux startete, nach einer kurzen Unterhaltung fuhren wir in unterschiedlichem Tempo weiter. Der Radweg führte über Brücken mal links und rechts der Loire entlang. Hier kamen mir viele Radler entgegen die sehr oft freundlich grüßten.

17.05.2024 Rochefort-Sur-Loire – Montsoreau

85,5 km – 405 hm

Während eines sonnigen Abschnittes konnte ich das Zelt noch etwas nachtrocknen. Gegen 9:30 Uhr startete ich in den Tag. Der Radweg verlief in der Nähe der Loire, oft waren auch einige Abschnitte wegen Überflutung gesperrt. Bin dann auf Straßen ausgewichen. Nur einmal wollte ich es wissen. Auf dem Weg lagen zunächst angeschwemmte Holzstücke. Auf dem weiteren Weg kamen dann Pfützen dazu bis der Weg total überflutet war. Okay, dachte ich. Das kennst Du von den Furten auf Island. Also fuhr ich weiter, das Wasser lief mir in die Schuhe und die Fahrradtaschen bremsten mächtig. Mit voller Power fuhr ich weiter, denn ein Zurück gab es nicht mehr. Es ging gut und ich erreichte wieder einen trockenen Abschnitt des Radweges. Nur meine Wanderschuhe wurden dabei von innen und außen total nass. So konnte ich auch gleich das Trocknungsverhalten der Wanderschuhe testen. In Sandaletten setzte ich dann den Weg nach Angers fort. Gegen 11:00 Uhr regnete es und hörte auch bis 17:00 Uhr nicht mehr auf. In Saumur kaufte ich noch etwas ein. In dem Ort sind viele Winzer ansässig.

Das Loire-Tal beherbergt die größte Konzentration von Höhlenbewohnern in Europa. Und es ist Saumur Val de Loire, das das größte Netzwerk dieser in den Felsen gegrabenen Galerien hat! Bereits vor mehr als 1500 Jahren hatten unsere Vorfahren in den weichen Felsen gegraben. Aber die meisten Troglodyten sind alte Steinbrüche, die ab dem 15. Jahrhundert ausgebeutet wurden. Der Tuff, ein weißer und bröckeliger Kalkstein, und der Falun, ein leicht zu bearbeitendes Sedimentgestein, wurden dann von der Loire zu Baustellen in der Region transportiert, wie zum Beispiel der Kathedrale von Nantes. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Aktivitäten aufgegeben! Männer verwandeln sie in Wohnungen, Weinkeller oder Pilzhäuser… All die Fenster, die in den Hang gebohrt sind … Häuser, die wie ein Kobolddorf aussehen. Auch majestätische Herrenhäuser wurden in den Felsen gehauen, wie La Grande Vignolle in Turquant.

Der Regen setzte wieder ein, aber zum Glück sah ich, ungefähr 3 Kilometer vor dem Campingplatz, noch einen WOMO-Platz. Auf dem Areal gab es überdachte Sitzgruppen. Das war der ideale Ort zum Trocknen meiner Ausrüstung und nebenbei bereitete ich mir noch mein Abendbrot zu. Ein Ehepaar sah das und sprach mich an. Sie waren an meiner Tour interessiert bei der Verständigung half mir meine Übersetzer-APP. Auf dem nahe gelegenen Campingplatz hätte mir auch ein trockener Platz zur Verfügung gestanden. Hier traf ich noch 2 Radfahrer. Die Franzosen bewohnten einen Raum mit 2 Doppelstockbetten im inneren einer Hütte. Diese Kombination aus Hütte und überdachten Sitzplätzen war eine tolle Idee. Nicolas bot mir darin noch ein Bett an, aber ich wollte lieber für mich sein und baute das Zelt auf. Der zweite Radler kam auch aus Nantes, er testete an der Loire sein neues Fahrrad für eine geplante Fahrradreise nach Istanbul. Nicolas radelte von einem Ort, der etwas südlicher von Nantes liegt, bis hier her und wollte über Amsterdam nach Calais und in die Bretagne zurück fahren.

18.05.2024 Montsoreau  – Amboise

104 km – 230 hm

Am Morgen frühstückte ich noch mit Nicolas. Ein insgesamt super Morgen mit Sonnenschein bei blauem Himmel. Mit diesem Sonnenschein startete ich die Tagesetappe. In dem kleinen Ort Avoine mit schönem Marktplatz strömte der Duft von frischen Backwaren durch die Straßen. Da kam ich an einem Bäcker nicht vorbei. Hier kaufte ich noch ein Schokocroissant. Das war lecker!!! Bisher gab es keine Umleitungen, oder Sperrungen auf dem Radweg. Da blieben die Schuhe also trocken :-). Die Sonne schien ausnahmsweise mal, leider führte der Weg durch einen Wald, also musste ich im Schatten radeln. Am Ende des Waldes ging es an landwirtschaftlich genutzten Flächen und Weinbergen vorbei. Es blieb trotz der zunehmenden Bewölkung trocken und zeitweise schien sogar mal die Sonne. An einem Zaun befestigte ich noch mein Footprint zum Trocknen. Hier an der Wegkreuzung kamen mir viele Radfahrer entgegen. Am Ende des Weges sah ich die Türme des Châteaus Villandry. Da fuhr ich hin, um mir das Schloss und die Gärten anzuschauen. Das Château Villandry verdankt seinen guten Ruf den prächtigen französischen Gärten. Die sechs Gärten die, rund um das letzte Renaissanceschloss der Loire, eine zauberhafte grüne Kulisse bilden. Alle sechs Gärten der Nutzgarten, Ziergarten, Wassergarten, Sonnengarten und das Labyrinth bilden ein aus mehrstufigen Terrassen umrahmtes Pflanzengemälde. Hier kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Beim Erkunden der sehr üppigen und gepflegten Gartenanlage wollte ich noch ein Foto von mir mitnehmen. Dazu bat ich einen Besucher und der erfüllte mir meinen Wunsch. Er bat dafür sogar einige Besucher aus dem Bild zu gehen, was ich sehr aufmerksam von ihm fand. Langsam ging ich an den Rosenspalieren zum Ausgang. Hier traf ich noch Radreisende aus Deutschland. Das Pärchen fuhr durch die Bretagne und wollte noch bis in die Normandie radeln.

Zurück auf dem EV 6 besuchte ich noch die Stadt Tours. Die weithin sichtbare Kathedrale Saint-Gatien ist ein wahres Meisterwerk der gotischen Kunst und befindet sich im Herzen der Innenstadt von Tours. Neben den bemerkenswerten Glasfenstern beherbergt die Kathedrale Saint-Gatien die Grabmäler der Kinder von Anne de Bretagne und Karl dem VIII.

An der Loire, auf dem fast gerade verlaufenden Radweg, kurbelte ich bis Amboise. Auf dem Campingplatz hörte ich am Abend noch ein lautes Rauschen. Als sich dann ein Heißluftballon aufrichtete konnte ich das Geräusch zuordnen. Das zauberte etwas Farbe in den oft sehr grauen Himmel.

 

19.05.2024 Amboise – Beaugency

95,4 km – 363 hm

Der Morgen begann so wie der Abend endetet. Nur jetzt stiegen insgesamt sechs Heißluftballons in den Himmel. Nach dem Frühstück packte ich die Sachen und wollte gegen 8:30 Uhr starten. Als ich noch Wasser in meine Trinkflaschen füllte und losfuhr, da passierte es, mein Schaltzug des Schaltwerks riss. Glück im Unglück, hier war die Reparatur besser durchzuführen als irgendwo Unterwegs, fuhr zu einem Unterstand auf dem Platz. Dort packte ich das Werkzeug aus und begann mit der Demontage, holte den Ersatzschaltzug aus dem Werkzeugwickel. Bei der Montage bekam ich dann leider ein Problem. Konnte den Schaltzug nicht einfädeln, denn er pilzte sich auf, unmöglich diesen Zug zu verbauen. Sekundenkleber half nicht und nach mehreren Versuchen erkannte ich die Sinnlosigkeit meiner Versuche. Hier auf dem Platz gab es noch mehrere Radreisende. Fragte nach einem Ersatzzug und mir wurde geholfen. Der freundliche Radler kam aus Spanien und hatte passende Schaltzüge dabei. Er half mir ohne eine Bezahlung dafür zu verlangen aus. Mit dem neuen Schaltzug war die Reparatur schnell erledigt. Fuhr dann noch einmal zu dem Reiseradler, um mich zu bedanken und machte noch ein Erinnerungsfoto, denn er hatte mich damit gerettet. Seine Reise begann in Spanien, er fuhr bis hier her schon 1000 Kilometer. Sein Plan war eine Rundreise durch Frankreich. Bedankte mich noch einmal herzlich und fuhr gegen 9:30 Uhr vom Platz. Wegen der fortgeschrittenen Tageszeit besuchte ich die Innenräume des Châteaus Amboise nicht. Aber auch der äußerliche Anblick ist schon sehr imposant. Das Château thront sehr malerisch auf einem Felsplateau über der Loire. Vom Campingplatz konnte ich das Ensemble sehr gut sehen. Selbst die äußere Besichtigung war schon beeindruckend. Die größte Blütezeit erlebte das Château im 15. Jahrhundert, als Karl VIII. seine Hauptresidenz hier einrichtete. Leonardo da Vinci verbrachte seine letzten Lebensjahre im Château Ambroise, fand hier 1519 seine letzte Ruhestätte. Seine Gebeine ruhen heute unter der Grabplatte in der Kapelle Saint-Hubert. Der Minimes-Turm und der Hertault-Turm sind zwei Türme mit sanfter Neigung, die es Reitern ermöglichten, bis zur Spitze des Schlosses zu gelangen. Durch Amboise fuhr ich zurück auf den Radweg und musste gleich eine Steigung von 10 % Prozent nehmen.

Zum Mittag bekam ich Hunger zufällig fuhr ich gerade an einem Freiluft-Restaurant vorbei. Dort gönnte ich mir ein Baguette. Dafür wurde ein Würstchen gegrillt und mit ein paar Zwiebeln in das aufgeschnittene Baguette geschoben. Nach der Stärkung setzte ich meine Fahrt in Richtung Blois fort. Von weitem sah ich schon die beindruckende Stadtsilhouette auf  der gegenüber liegenden Seite der Loire. In deren Zentrum befindet sich die Kathedrale Saint-Louis, mit ihrer gotisch, klassischen Fassade. Die Kathedrale steht seit 1906 unter Denkmalschutz. In der historischen Altstadt von Blios rollte ich noch durch einige Straßen, Gassen und über belebte Plätze. Über eine weitere Brücke gelangte ich wieder zurück ans andere Ufer der Loire. Auf dem Euro Velo 6 ging es weiter. Es waren noch ungefähr 17 Kilometer bis zu meinem nächsten Camp. Doch es musste doch das Château Chambourd noch auf meiner Route liegen. Als ich auf meinem GPS suchte fand ich das Schloss abseits des Weges. Dafür musste ich noch 6 Kilometer in südlicher Richtung abbiegen. Diesen Umweg nahm ich gern auf mich, denn das Château Chambord gilt als architektonisches Vorbild für das Schweriner Schloss. Schon von der Straße gab es eine imposante Sichtachse auf das Schloss. Fuhr weiter zum Schloss. Hier tobte das Leben, es war Pfingstsonntag, daher wandelten viele Besucher auf dem Gelände. Auf eine intensivere Besichtigung verzichtete ich wegen der vielen Touristen, machte aber noch vor der Kulisse des Schlosses einige Bilder. Im Anschluss musste ich die Kilometer bis zu meinen EV 6 wieder zurück fahren. Schön war auch der Blick auf Beaugency, die in nördlicher Richtung der Loire liegende Stadt, wird von einer mittelalterlichen Brücke überspannt. Hier endete der Radeltag mit dem Aufbau meines Zeltes.

20.05.2024 Beaugency – Gien

110 km – 258 hm

Bevor ich in den Tag startete konnte ich mein Zelt noch etwas in der Morgensonne trocknen. Um 9:30 Uhr fuhr ich dann los, der Radweg war nicht so spektakulär. Oft fuhr ich neben Kanälen, oder auf deren Deichkronen. Doch dann überquerte ich, die im Jahre 2000 geschaffene Pont de l’Europe Brücke, sie weist eine in Frankreich einzigartige Konzeption auf. Harmonisch fügt sich so die Brücke in das Stadtbild und in die Landschaft um die Loire ein.. Weit sichtbar ragen die Türme der gotische Kathedrale Sainte-Croix in den Himmel. Diese mächtige Kathedrale aus dem Jahre 1278 ist Orléans bekannteste Sehenswürdigkeit. Jedes Jahr, und das seit 1492, gedenkt Orléans Ende April, Anfang Mai der Befreiung der Stadt durch Jeanne d’Arc. Das Fest wird begleitet von Umzügen, Konzerten, sowie Vorführungen. Nach der Besichtigung der Kathedrale schlendert ich noch durch die hellen Gassen von Orléans. Mir sind hier keinerlei Schmierereien auf Bänken, Gebäuden und an Brücken aufgefallen. Gut gemachte Graffiti – Kunst habe ich dagegen an einem unbewohnten Haus entdeckt. An der Promenade waren stationäre Sportgeräte und Hängematten für Jedermann installiert. Der Fahrradweg auf der Deichkrone ging dann noch einige Kilometer weiter. Ein von mir geplanter Campingplatz existierte nicht mehr. Fuhr 12 Kilometer bis nach Gien, dort traf ich kurz vor 18:00 Uhr ein und konnte noch einen Platz für die Nacht buchen.

21.05.2024 Gien – Pouilly-Sur-Loire

75 km – 250 hm

Um 4 Uhr begann am Ufer der Loire unüberhörbarer Biolärm. Dabei gaben die Frösche eindeutig den Ton an. In dezentem Morgenlicht sah ich von meinem Zeltplatz aus das Château de Gien. Es wurde ab 1482 auf Wunsch von Anne de Beaujeu erbaut. Diese drückte der Stadt ihren Stempel auf und verwandelte das Schloss in ein Renaissancegebäude. Das Château de Gien besuchten auch Franz I., Katharina von Medici, Karl IX. oder auch Ludwig XIV. und sein Hofstaat. Im Schloss befindet sich jetzt ein Museum mit Sammlungen zu verschiedenen Jagdtechniken und der Geschichte der Jagd im Herzen des Loiretals. Das Museum interessierte mich nicht und so machte ich nur von außen Fotos, dann begann ich meine Tagestour.

 

 

Am Rande der Stadt Briare befuhr ich eine Trogbrücke (Pont-canal de Briare), auf der Kanalschiffe die Loire überqueren. Die Brücke wurde vom Erbauer des Pariser Eiffelturms, dem Ingenieur Gustave Eiffel, im Jahr 1897 erbaut. Mit 662 Meter war sie bis 2003 die längste Kanalbrücke Europas, die man auch zu Fuß begehen kann.

Eine seltene Sehenswürdigkeit fand ich auf einem Parkplatz. Eine liebevoll restaurierte „Ente“. In der Ferne tauchte der Kirchturm der Saint-Étienne Kirche von Briare auf. Über eine Stahl-Gitterträgerbrücke kurbelte ich über die Loire. In dem Ort Pouilly-Sur-Loire fuhr ich zum Campingplatz „Malaga“ und buchte dort einen Platz für zwei Nächte.

 

22.05.2024 Pouilly-Sur-Loire (Ruhetag)

0 km – 0 hm

Mein Ruhe-, Putz-, Waschtag in war fällig. Habe das Fahrrad gereinigt und die Bremsbeläge gewechselt. Das Schaltwerk und die Kette nach der Reinigung mit Öl versorgt. Wäsche gewaschen und getrocknet. Das ist hier bei den schnell wechselnden Wetterbedingungen nicht so einfach. Habe eine gute Lösung gefunden (siehe Foto). Am Nachmittag kam dann noch eine Familie an. Wasserwandern auf der Loire. Sie reisten mit drei Kajaks und einem Kanu Flussabwärts. Tolle Sache, die Eltern, zwei Kinder und ihre Oma  paddelten und zelteten gemeinsam. Später stellten dann auch weitere Reiseradler ihre Zelte hier auf. Mit einem Radfahrer sprach ich kurz. Für ihn war es eine kurze Tour, er kam von Nevers und wollte nach Orleans kurbeln. In der Nacht erhellte ein Vollmond die Loire und den Campingplatz.

 

23.05.2024 Pouilly-Sur-Loire – Decize

105 km – 255 hm

In der Nacht machte ich noch ein Foto vom Vollmond. Später regnete es erneut und am Morgen schoben sich dunkle Wolken vor die Sonne. Das änderte sich leider auch am Vormittag nicht. Von Poully-Sur-Loire ging es zu dem Ort Decize, der liegt am Zusammenfluss des Flüsschens Aron und der Loire. Am Radweg in Richtung La Charité-sur-Loire gab es etliche Schleusen und Binnenhäfen. Die Stadt La Charité erreichte ich über eine Steinbrücke mit elf Bögen. Neben der Besichtigung des kleinen Ortes füllte ich dort auch meine Lebensmittelvorräte auf.

Zurück auf dem EV 6 ging es sehr oft an Kanälen, die nur von Schleusen unterbrochen wurden, entlang. Die Stadt Nevers lag nicht am EV 6, wollte die Stadt sehen und machte einen Abstecher dahin. Schon von weitem sah ich den Turm der Kathedrale. Imposant sah sie aus, die Stadtansicht von Nevers. Die Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte verfügt über die Besonderheit zweier sich gegenüberliegender Chöre, ein romanischer und ein gotischer, die durch Erweiterungen des Bauwerks entstanden. Von der Kathedrale machte ich noch einen Abstecher zum Palais ducal de Nevers. Der Herzogenpalast, der als eines der ersten Loire-Schlösser gilt, war Residenz der Grafen und anschließend der Herzöge der historischen Provinz Nivernais. Nur das originale Straßenpflaster in den kleinen Gassen der Stadt fuhr sich nicht so gut für Velos, aber für die Stadtbesichtigung nahm ich das gern in Kauf. Nach ungefähr 5 Kilometern fuhr ich weiter auf dem Euro Velo 6. Nach gut 30 Kilometern traf ich Decize ein. Während eines Regenschauers stellte ich mich noch kurz in Decize unter. Fuhr dann durch die Stadt zum Campingplatz.

24.05.2024 Decize – Paray-le-Monial

97,7 km – 462 hm

Der Campingplatz war gut ausgestattet. Es gab eine kleine Küche mit Aufenthaltsbereich. Ideal bei feuchtem Wetter und für mich an diesem Tag. Brauchte meinen Benzinkocher nicht zum Einsatz bringen, um mir meinen morgendlichen Kaffee zu kochen. Das Zelt konnte noch etwas trocknen während ich mein Frühstück einnahm. Trotzdem war es aber noch feucht. Bei frischen 13° Celsius verließ ich den Platz. Den ganzen Vormittag zeigte sich die Sonne nicht. Der Radweg führte mich an Bauerhöfen, Feldern und Wiesen entlang. Tierisch Abwechslungsreich wurde es auch noch. Am Weg weideten Kühe, Schafe, Wasserbüffel und Ziegen. Die Wasserstraße wurde durch mehrere Binnenhäfen ergänzt, hier lagen neben Lastkähnen auch stattliche Yachten. In einem weiten Bogen ins Hinterland rollte ich in Richtung Cronat. Als ich in die Nähe eines Bauernhofes kam wurde es laut. Etliche Hunde bellten und rannten aufgeregt hinter einem Elektrozaun auf und ab. Genau dort musste ich vorbei. Fuhr langsam, denn ich wollte den Jagdtrieb der Tiere nicht noch befeuern. Als plötzlich ein Hund (vermutlich ein American Pitbull) eine Lücke im Zaun fand und sich mir in den Weg stellte. Er bellte, fletschte die Zähne und sah kampflustig aus. Das war eine gefährliche Situation. Wegfahren hätte nicht funktioniert, also stieg ich ab und stellte mich neben das Rad. Der Hund kam immer näher. Mein Plan war es dem Hund eine Minisalami zu geben, diese hatte ich in der Vorderradtasche. Da ich die Taschen immer mit einem Gurt sichere musste ich diesen zunächst entfernen und ließ den Hund dabei nicht aus den Augen. Dabei viel mir sein Verhalten auf, er zuckte kurz zurück. Jetzt hielt ich den Gurt, mit beiden Händen über meinem Kopf, wie eine Stange hoch. Da drehte er kurz ab, das war meine Chance. Stieg in den Sattel schwenkte den Gurt wie eine Peitsche und fuhr los. Wie mein Herz raste merkte ich erst jetzt, aber ich bin heil durch diese Situation gekommen. Das hätte auch anders ausgehen können, puuuuuhhhh!!!

Einem Hinweis zum Château les Pages folgend verließ ich den EV 6. Als ich die Anfahrt, des auf einem Hügel gelegenen Châteaus, gemeistert hatte kam die Ernüchterung. Das Schloss hatte geschlossen. Mir blieb nur die Aussicht auf den Park und das Umland. Zur Belohnung gab es in Paray-le-Monial einen super Campingplatz.

 

25.05.2024 Paray-le-Monial – Niniolle

90,8 km – 831 hm

Mit Sonnenschein, einem Lächeln im Gesicht und dem am Abend bestellten Schokocroissant, verließ ich den Platz. Bis 9:45 Uhr rollte ich auf ebenen Wegen, dann durch einen Wald und vorbei an einem See zum einsam liegenden Schloss Château de Digoine. Es stand schon eine kleine Reisegruppe am Eingang bevor es um 10:00 Uhr öffnete. Der Bau des Schlosses begann im Jahre 1233, das wird durch ein Dokument bestätigt, welches im Kloster St. Symphorion in Autun gefunden wurde. Das 14 Hektar große Anwesen von Digoine besteht aus zahlreichen, speziell gestalteten Bereichen. Diese bieten dem Besucher unterschiedliche Themengärten wie den Englischen Garten, den Rosengarten, sowie dem gegenüberliegenden Staudengarten, das Gewächshaus und den neuen Französischen Garten. Bei herrlichem Sonnenschein wandelte ich durch die Gartenanlage des Châteaus.

 

26.05.2024 Niniolle – Seurre

85,5 km – 205 hm

In der Nacht war es laut und gegen 04:00 Uhr bellten Hunde in der Nachbarschaft. Stand dann um 5:30 Uhr auf und war um 07:30 Uhr abfahrbereit. Am Himmel gab es ein zaghaftes Morgenrot bevor es um 07:45 regnete. Stieg in meine Regensachen und begann den Radeltag. Nach 10 Kilometern bog ich nach Santenay ab. Auf dem Weg zum Château de Santenay machte ich auf dem hübschen Marktplatz noch Fotos. Leider war am Sonntag Ruhetag und keine Besichtigung des Châteaus möglich.

 

Zurück am Kanal mit seinen Schleusen war ich froh kaum Höhenmeter auf der Tagesetappe zu haben. Hörte seit den Höhenmetern ein leichtes Knacken beim Kurbeln. Das kam vermutlich vom Tretlager. Für solch eine Reparatur  hatte ich leider kein Werkzeug dabei, also fuhr ich weiter.  Am Zusammenfluss von Saône und Doubs fuhr ich über eine Brücke in die historische Altstadt von Verdun-sur-le-Doubs. In dem Office de Tourisme gönnte ich mir ein Eis und verließ über eine zweite Brücke wieder das Dorf. Gegen 16:00 Uhr regnete es wieder. Wollte den Regen in einem Buswartehäuschen abwarten, das dauerte dann doch länger und deshalb fuhr ich in Regensachen weiter. Vor der Brücke zum Campingplatz in Seurre traf ich noch 2 deutsche Reiseradler. Dietmar und seine Frau fanden den Weg zum Camp nicht. Wir rollten dann gemeinsam die letzten Meter zum Campingplatz. Unter einer bedachten Sitzgelegenheit bereitete ich mir mein Abendessen zu und trocknete noch mein Zelt etwas nach. Als der Nieselregen aufhörte baute ich dann auch mein Zelt neben dem Zelt der deutschen Reiseradler auf. Die Beiden waren gleich nach der Ankunft in Seurre zum Essen in die Stadt gefahren. Von einer Festwiese drang laute Rockmusik auf den Zeltplatz. Das hörte sich richtig gut an. Als es schon dunkel wurde kamen Dietmar und seine Frau zurück. Die Beiden waren noch auf dem Konzert. Sie berichteten, dass ein Einwohner der Stadt Seurre diesen kulturellen Abend sponserte. Anlässlich seines Katamarans, den er kaufte und der auch dort im Hafen lag.

27.05.2024 Seurre – Française

82 km – 284 hm

Während der Verabschiedung von Dietmar gab es gleichzeitig noch ein schönes Morgenrot über dem Hafen. Die Stadt Seurre lag in unmittelbarer Nähe zum Campingplatz. So hatte ich die Gelegenheit noch etwas durch die Straßen von Seurre zu radeln. Eine schöne Kleinstadt die mich mit ihren bunten Blumenketten in den Straßen empfing. Natürlich verließ ich die Stadt mit einem Schokocroissant im Gepäck. Nach meiner inoffiziellen Ernennung zum Schokocroissant-Tester hat Suerre den ersten Platz belegt. Der Schokocroissant schaffte es nicht unversehrt auf das Foto 😀 mmmmm.

Die Getreidefelder am Rande des Weges waren durch farbenprächtige Mohnblumen geschmückt. Zurück an der Saône war es nicht weit bis zur Stadt Saint-Jean-de-Losne. Die Stadt liegt im Herzen der schiffbaren Wasserstraßen Frankreichs, an der Kreuzung dreier Flussachsen. Der Saône, des Burgund-Kanals und des Rhein-Rhône-Kanals. Diese ganz besondere geografische Lage macht die Stadt zu einem wichtigen Umschlagplatz für den See- und Landverkehr. Da war es nicht verwunderlich hier viele Charterboote zu sehen. Kanalwandern ist in dieser Region sehr beliebt. Ein Hausboot hatte eine Flagge aus der Schweiz, ein weiteres eine kanadische Flagge an Bord. Keine zwanzig Kilometer weiter stand ich vor den Stadtmauern der Stadt Dole. Mit seinem weithin sichtbaren Wahrzeichen, der Stiftskirche Notre-Dame de Dole, die im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Die Kirche mit ihrem 75 m hohen Turm wurde im gotischen Stil errichtet. Das historische Zentrum von Dole steht unter Denkmalschutz. Bei meiner kleinen Stadtbesichtigung durch die Gassen des Gerberviertels war ich von den prächtigen Bauten und eleganten Stadthäusern regelrecht begeistert. An einer Giebelwand staunte ich über das so genannte „Dole-Fresque“ aus dem Jahr 2017. Sehr romantisch ist die kleine Promenade am Tanneurs Kanal. In diesem Viertel wurde 1822 Louis Pasteur geboren. Louis Pasteur ist insbesondere die Entdeckung der nach ihm benannten Pasteurisierung und die Entwicklung des Tollwutimpfstoffs zu verdanken. Zurück auf dem Radweg fuhr ich noch 12 Kilometer bis zu meinem nächsten Campingplatz in der Nähe von Dampierre.

28.05.2024 Française – L’Isle-Sur-le-Doubs

103 km – 374 hm

Am Morgen schien die Sonne. Konnte während des Frühstücks noch meine Ausrüstung trocknen. Der Radweg folgte dem Flusslauf der Doubs. Die steilste Steigung der ansonsten flachen Wegführung waren 13 Prozent. An meinem Fahrrad bemerkte ich schon eine Weile Geräusche, vermutlich kamen diese vom Tretlager. Zufällig kam ich an einem Fahrradladen, der direkt am EV 6 lag vorbei. Hier entschloss ich mich spontan der Sache auf den Grund zu gehen. Die freundlichen Mechaniker wollten mir helfen, leider fehlte das passende Werkzeug für das Shimano HT 2 Lager, ohne diesen Schlüssel konnte das Problem nicht gelöst werden. Freundlich gaben sie mir das Rad zurück und wollten kein Geld von mir. Wir machten noch ein Foto und ich bedankte mich herzlich für die unkomplizierte Hilfe.

 

Nach 30 Kilometern erreichte ich die Stadt Besançon, von weitem konnte ich die Mauern der hoch auf einem Felsen errichteten Zitadelle erkennen. Die Zitadelle von Besançon, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, sie ist ein bemerkenswertes Beispiel militärischer Baukunst des 17. Jahrhunderts. Die Zitadelle erstreckt sich über 12 Hektar und gilt als eine der schönsten Festungen Frankreich. Der Euro Velo 6 folgt einem alten ehemaligen Treidelweg, der unter der Zitadelle hindurch führt. Der 391 m lange Tunnel kürzt den Wasserweg ab, nämlich die 5,6 Kilometer der Doubs-Schleife rund um Besançon. Der Tunnel ist eine spektakuläre Abkürzung und ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Von 1878 bis 1882 wurde der Wassertunnel in den Kalkstein gegraben und ist Teil des Rhein-Rhône-Kanals. Hätte gern noch eine kurze Besichtigung der Stadt mit Ihren Sehenswürdigkeiten unternommen, aber am Ende des Tunnels war ich auch schon wieder auf dem EV 6 unterwegs. Bei meiner nächsten Tour in der Region werde ich Besançon mehr Aufmerksamkeit schenken. Bei strahlend blauem Himmel folgte ich dem Radweg durch das Flusstal der Doubs. Links und rechts erhoben sich bewaldete Berge. Hier begegneten mir viele Radfahrer und an einer Stelle kreuzte sogar eine Gämse den Weg. Sie kam aus dem Wald und an der Doubs ging es für sie nicht weiter. Nach einer Weile fand das Tier dann auch einen Weg zurück in die Natur.

 

Es waren nur noch wenige Kilometer bis nach L’Isle-Sur-le-Doubs und zum dortigen Campingplatz. Hier traf ich noch ein Pärchen aus Köln, sie fuhren ebenfalls mit ihren Rädern durch diesen schönen Landstrich. Nach einem netten Gespräch und dem Abendessen schlüpfte ich dann zufrieden in meinen Schlafsack. Da für die Beiden die Tour hier zu Ende ging bekam ich noch eine Gaskartusche für meine MSR-Kocher geschenkt. Danke für diese tolle Geste.

29.05.2024 L’Isle-Sur-le-Doubs – Neuenburg am Rhein

119 km – 267 hm

Am Morgen war es zunächst trocken, als ich das Zelt abbaute nieselte es wieder. Nach der Verabschiedung von Kathrin und ihrem Partner begann ich meinen Track. Bis Montbéliard fuhr ich an der Doubs, dann an der L’Allan. Die Allaine, ist ein rund 58 km langer rechter Nebenfluss des Doubs. Es gab kaum Höhenmeter und auch etwas Rückenwind. Die Bedingungen waren somit gut und so freundete ich mich mit dem Gedanken an, an diesem Tag noch nach Deutschland durchzufahren. In Montbéliard stellte ich mich kurz unter als der Regen stärker wurde. Suchte einen Weg durch die Stadt der mich schließlich durch den Parc Près la Rose führte, der sich in der Nähe des Allan befindet. Hier im Park Parc Près la Rose mit seinem Pflanzenlabyrinth, den Wasserspielen, Rieseninsekten und seltenen Pflanzen fand ich nicht gleich den Weg auf den Euro Velo 6, der aber ansonsten sehr gut ausgeschildert war. In der Nähe von Allenjoie fuhr ich am Canal Du Rhône Au Rhin bis Mulhouse. Im Anschluss erreichte ich ein Waldstück und nach ungefähr 7 Kilometern fuhr ich über die Rheinbrücke nach Deutschland. Mein Ziel war der Campingplatz bei Neuenburg. Den Platz erreichte ich sehr spät am Abend. Die Zeltwiese war noch nass, egal, baute das Zelt auf, denn mein Footprint hatte ich unter einer Brücke getrocknet. Sah mich noch auf dem sehr gut ausgestatteten Platz um, zu meiner Freude gab es einen Aufenthaltsraum. Die anderen Gebäude und Ausstattungen konnte ich nicht nutzen. Nach dem Abendessen kam mir noch die Frage in den Sinn. Bleibe ich einen weiteren Tag auf diesem Platz? Bei der Unzuverlässigkeit der Regionalzüge, den ich von Neuenburg nach Freiburg gebucht hatte, musste ich unbedingt meinen ICE ab Freiburg bekommen. So überlegte ich am nächsten Tag mit dem Rad weiter nach Freiburg zu fahren. Dort dann einen Platz in der Nähe des Bahnhofes zu buchen. Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr gefiel mir dieser Gedanke.

30.05.2024 Neuenburg am Rhein – Freiburg Im Breisgau

47,0 km – 256 hm

Nach einem morgendlichen Rundgang auf dem Campingplatz verpackte ich das nasse Zelt und machte mich auf den Weg nach Freiburg, Zuvor hatte ich mir noch einen Track auf meinem Netbook gebaut um auf kurzem Weg nach Freiburg zu gelangen. Den Weg säumten Erdbeerfelder, Weinberge und am Straßenrand standen Kirschbäume. In der Bad Krozingen fuhr ich über eine mit Blumen geschmückte Brücke in die Altstadt. Noch ein Bild vom Reblausbrunnen und schon rollte ich durch die Vororte von Freiburg. Als ich am Hauptbahnhof ankam begann es erneut zu regnen. Fuhr dann noch einige Meter in Richtung Campingplatz. Wartete in der Friedrichstraße, unter einem Vordach ab, bis der Regen etwas nachließ. Bei Nieselregen erreichte ich dann den Campingplatz in der Waldseestraße 77. Ein sehr schöner und liebevoll arrangierter Platz. Dort befand ich mich in guter Gesellschaft bei meinen Zeltnachbarn. Mit Tobias kam ich ins Gespräch über das Radreisen und auch Marlene hielt hier bei Regenwetter im Zelt aus.

31.05.2024 Freiburg – Schwerin (Bahnfahrt)

2,5 Kilometer

Rechtzeitig stand ich an diesem Morgen auf. Das Zelt war noch feucht. Wischte es mit Tüchern so trocken wie möglich, dann verpackte ich Innen- und Außenzelt in getrennten Packsäcken. Bin noch auf den Münsterplatz mit Rathaus und Wochenmarkt gefahren bevor ich zum Bahnhof abbog. Mein ICE rollte pünktlich um 9:48 in den Bahnhof. Das Fahrradabteil befand sich in unmittebarer Nähe zu meinem Standort. Hängte mein Reiserrad in meinen gebuchten Fahrradstellplatz ein und setzte mich auf einen Klappstuhl. Geschafft,  war froh jetzt in diesem Zug nach Hamburg zu sitzen. Leider war damit das Bahnabenteuer noch nicht beendet. Es gab eine ordentliche Verspätung. Gegen 20:00 Uhr traf ich dann endlich in Schwerin ein.