Fahrradreise von Luleå zum Nordkap
Kartendaten: ©OpenStreetMap-Mitwirkende SRTM
23.06.2023 Anreise per Fähre und Auto nach Luleå.
Mit der Fähre fuhr ich von Rostock nach Trelleborg. Ab hier dann per Auto in Richtung Norden. Bei Norrköping übernachtete ich im Zelt und fuhr am nächsten Morgen weiter nach Luleå.
24.06.2023 Ankunft in Luleå und Übernachtung auf dem Campingplatz.
Am Abend traf ich bei Regen in Luleå ein. Tankte noch das Auto und wollte hier einen anderen Campingplatz aufsuchen, denn im First Camp stimmte das Preis-Leistungsverhältnis nicht. Das kannte ich schon aus dem vergangenen Jahr. Leider fand ich keinen andern Campingplatz und buchte erneut für eine Nacht auf dem First Camp Luleå.
25.06.2023 Luleå – Morjäv
97 km – 462 hm
Am Morgen fuhr ich zum Airport und stellte dort das vollgetankte Auto auf dem schon zu Hause gebuchten Parkplatz ab. Nachdem ich meine Ausrüstung am Fahrrad angebracht hatte begann ich meine Fahrradreise zum Nordkap. Aus dem Ort fuhr ich noch auf Fahrradwegen.
An der Auffahrt zur E 4 stoppte ich. Sollte ich wirklich auf dieser stark befahrenen und mit einem engen Randstreifen ausgestatteten Schnellstraße fahren? Sah auf die Karte und auf mein GPS, aber es gab keine gute Alternative für mich. Noch etwas zögerlich fuhr ich los. Es war purer Stress sich mit dem motorisierten Verkehr die Fahrbahn zu teilen. Mein einziger Trost war die Abfahrt bei Töre, auf der E 10 reduzierte sich, dann sehr zu meiner Freude, der Verkehr deutlich. Nach einem kleinen Einkauf in Töre füllte ich in einem kleinen Ort noch meine Wasservorräte auf. Dazu fragte ich die Einwohner vor ihrem Haus und bat sie um Wasser. So konnte ich mir jetzt einen Schlafplatz suchen. Auf einer Wiese in der Nähen von Morjäv baute ich das Zelt auf.
Der Platz lag hinter einem Waldstück und in der Nähe eines Sees. Die zahlreichen Mücken machten mir das Leben schwer. Nur der Aufenthalt im Zelt schütze mich vor den Plagegeistern. Die Wärme im Zelt ertrug ich, denn es gab keine vernünftige Alternative.
26.06.2023 Morjärv – Korpitombolo
105 km – 600 hm
Den Platz verließ ich sehr früh. Dank der etwas niedrigeren Temperaturen waren die Mücken noch nicht so aktiv. Die Straße war gut und es waren kaum Fahrzeuge unterwegs. Landschaftlich habe ich es sehr genossen und hielt immer wieder an den zahlreichen schönen Seen und Wasserläufen.
Erstaunt war ich als die ersten Rentiere ohne jede Scheu auf der Straße unterwegs waren. Sobald ich näher kam wurden sie auf mich aufmerksam trotteten langsam weiter bis die dann irgendwann wieder im Wald verschwanden. Jedes Mal freute ich mich über solche Begegnungen. Gegen Mittag kam ich bei Napaiirie an ein Schild mit der Aufschrift Polcirkeln. Der Ort war nicht besonders attraktiv und trotzdem hat er darauf hingewiesen, dass ab jetzt die Sonne nicht mehr unterging. In einem Waldstück bei Korpitombolo schlug ich mein Zelt auf. Auch hier musste ich mir den Platz mit zahlreichen Mücken teilen.
27.06.2023 Korpitombolo – ca. 20 km vor Muonio
128 km – 683 hm
Am Morgen waren die Mücken noch nicht so sehr aktiv. Das kam mir entgegen, denn ich konnte im Zelt noch mein Frühstück einnehmen und das Zelt in Ruhe abbauen. Gegen 9:00 Uhr sah ich die ersten Rentiere an einem Waldweg. Der Wald wurde durch Seen und Flüsse unterbrochen, um 9:45 überquerte ich den Karhujoki. Irgendwann um die Mittagsstunde erreichte ich den Ort Pajala. Der Ort liegt an der schwedisch-finnischen Grenze etwa 100 Kilometer nördlich des Polarkreises am Torne Älv.
Auf der anderen Seite des Flusses waren es nur noch wenige Kilometer bis zur finnischen Grenze. Am Grenzübergang stand ein großes Schild mit der Aufschrift Finnland. Ohne dieses Hinweisschild hätte ich die Grenze nicht bemerkt, es ist immer wieder schön unsere Grenzen in der EU so unkompliziert zu passieren. Nach dem Grenzort fuhr ich am Fluss Munioälven entlang. Hier gab es viel zu sehen und ich staunte über diesen breiten unbegradigten Fluss. An einem Platz für Angler hielt ich und bereitete mein Abendbrot zu. Dabei konnte ich immer wieder neue Eindrücke von diesem Flussabschnitt sammeln. Nach der sättigenden Mahlzeit und vielen Fotos fuhr ich weiter. Ungefähr 20 Kilometer vor Munio, in einem sandigen Fichtenwäldchen schlug ich dann mein Zelt auf.
28.06.2023 ca. 20 km vor Muonio – Enontekiö
98,3 km – 401 hm
Das Zelt konnte ich trocken verpacken. Mücken haben mich an diesem Morgen nicht gestört. Dafür verfolgten mich Bremsen, als ich mit dem Fahrrad in Richtung Muonio fuhr. Vor dem Ort hatte ich noch ungefähr 10 Kilometer herrliche Ausblicke auf den Fluss. In Muonio füllte ich noch meine Lebensmittelvorräte auf, hier traf ich einen Franzosen der vom Nordkap kam und ebenfalls einkaufte.Wir tauschten uns noch kurz über die lästigen Bremsen aus, die uns hier ständig verfolgten, bevor ich meinen Weg am Fluss Munioälven fortsetzte. Als ich wieder auf der Straße zurück war kam ich an ein Gewässer mit Sandstrand, das kam mir gerade recht. Denn auf den vergangenen Übernachtungsplätzen konnte ich mich nur mit Frischhaltetüchern den Staub und Schweiß vom Körper entfernen.
Als ich im Wasser war zogen dunkle Wolken auf, kurz darauf donnerte und blitze es kräftig. Schnell verließ ich das kühle Nass und schlüpfte in meine Sachen. Kurz darauf gab es Starkregen, also kamen auch noch meine Regensachen zum Einsatz. Der Regen hielt zum Glück nicht lange an. Am Nachmittag sah ich in der Ferne einige Gebäude. Es waren Sami-Shops, in denen Souvenirs und Kaffee angeboten wurde. Am Abend stellte ich mein Zelt in Enontekiö, auf einem Campingplatz auf. Leider war der Platz von reichlich Wasser umgeben und auch die Mücken fühlten sich hier richtig wohl. In der kleinen Küche hatte Sabrina Schutz vor den Mücken gesucht. Sie reiste durch Skandinavien und hatte hier für eine Nacht auch ihr Zelt aufgestellt. Wir kamen ins Gespräch. Hier bekam ich Informationen aus erster Hand zu der vor mir liegenden Tour.
29.06.2023 Enontekiö – Kautokeino
82 km – 464 hm
Am Morgen hatte ich es eilig und war froh meine Tour fortzusetzen. Wegen der in Schwärmen auftretenden Bremsen, die mich auf der Straße verfolgten, zog ich mir lange Sachen an, als Schutz diente mir dabei ein Moskitonetz. Alle anderen Schutzmaßnahmen blieben gegen diese Blutsauger wirkungslos. An den Rändern der oft schnurgeraden Straßen wuchs Wollgras, diese imposanten Pflanzen kannte ich schon von den Lofoten. Im Rückspiegel kamen zwei Radfahrer immer näher, die deutschen Radler grüßten kurz und fuhren weiter. Vor einem kleinen Minimarkt standen ihre Fahrräder, aber ich kehrte hier nur kurz ein, dann schraubte ich noch an meiner Sattelstütze. Mein linkes Knie machte sich bemerkbar, daher wollte ich die Sitzposition etwas verändern. Den Sattel schob ich dabei etwas in die hinterste Position. Die Fahrt ging weiter. Seen säumten die Straße, die oft schnurgerade bis zum Horizont reichte. Um 12:30 Uhr rollte ich an die Norwegische Grenze.
Zur Erinnerung bat ich zwei Schweden ein Foto von mir zu machen. Freundlich kamen sie meiner Bitte nach und erkundigten sich dabei über mein Vorhaben. Die Vegetation wurde kleiner. Erstaunlich wie sich in dieser rauen Landschaft kleine Blühpflanzen behaupten können. Braunelle, Gundermann, schwarze Flockenblume, echte Goldrute und viele mehr. In der Ferne sah ich Bergrücken die ich auf dem Weg nach Kautokeino noch vor mir hatte. In Kautokeino gab es zwei Zeltplätze, den zweiten buchte ich für die nächste Nacht. Doch davor kaufte ich noch etwas Gemüse im Supermarkt. Am Eingang traf ich einen Radler aus Deutschland und etwas später kam noch ein zweiter Radler an. Der kam vom Nordkap und brachte Informationen zur weiteren Strecke mit. Das waren immer hilfreiche Tipps für die Tour und Übernachtungen. Dann fuhr ich zum Campingplatz, hier traf ich noch einen Schweden und einen Franzosen die auf dem Weg zum Nordkap waren. Wir kamen ins Gespräch und dadurch verging die Zeit recht schnell. Auf dem sauberen Campingplatz standen auch ein Tipi und eine Sauna. Im Tipi war eine Feuerstelle eingerichtet und darum lagen Rentierfelle.
30.06.2023 Kautokeino – ca. 20 km vor Alta
113 km – 734 hm
Am Morgen standen wir fast gleichzeitig auf. Zur Erinnerung machten wir noch Fotos bevor jeder von uns seine Tour fortsetzte. Alexandro sagte: „Wir sehen uns bestimmt noch einige Male auf der Tour.“ bevor ich abfuhr. Bei 15 Grad fuhr ich ohne die sonst ständig nervenden Bremsen los. In der waldreichen und seenreichen Gegend hielt ich oft für ein Foto. Wobei mir die immer kleiner werdenden Bäume auffielen. Auf der langen Strecke nach Alta gab es noch eine kleine Einkaufsmöglichkeit, dafür verließ ich meinen Track und fuhr nach Masi. Hier traf ich Michael aus Oldenburg, er fuhr von der Haustür los und sein Ziel war ebenfalls das Nordkap. Wir redeten in der Pause und fuhren auch gemeinsam los. Wegen unserer unterschiedlichen Fahrweise trennten wir uns wieder und jeder fuhr sein Tempo.
Auf der Strecke staunte ich über breite Flüsse und dunkle Seen die eine Abwechslung zu den langen Straßen durch Waldgebiete waren. Gegen 15:00 Uhr machte ich eine kleine Pause an einem Cafe, hier nutzte ich auch gleich die Gelegenheit und füllte meine Wasservorräte auf. Am späteren Nachmittag fuhr ich am malerischen See Trangdalsvatn (ca. 40 km vor Alta) entlang, etwas nördlicher änderte sich die Landschaft dramatisch. Die Straße folgte dem Fluss durch eine enge Schlucht. Auf beiden Seiten erhoben sich Berghänge, während unten der Fluss tobte. Grandios!!! Hier traf ich einen Radfahrer aus Budapest, an einer Stromschnelle wir machten gegenseitig Fotos von uns und rollten dann weiter. Etwas später überholte mich ein Radler aus Italien. Er war leicht bekleidet und mit sehr wenig Gepäck unterwegs. Ob er so das Nordkap erreichte wird mir wohl verborgen bleiben. Als ich das letzte Bild von diesem einmaligen Canyon gemacht hatte wurde es Zeit mir einen Übernachtungsplatz zu suchen. Dafür verließ ich die Straße und folgte einem Weg in ein Waldstück, am Ende des Weges war ich glücklich über diesen tollen Platz für mein Zelt. In dem Strom ging ich natürlich noch baden und genoss mein Abendbrot in dieser Kulisse.
01.07.2023 20 km vor Alta – 10 km vor Skaidi
101 km – 919 hm
Gegen 8:00 verließ ich diesen schönen Platz am Fluss. Entspannt ging es an diesem Morgen los, denn an diesem Tag umkreisten mich kaum Moskitos. Als ich in Alta ankam kaufte ich zunächst noch ein paar Vorräte ein und fuhr am Altafjord langsam aus der Stadt. Dabei kam ich an der Nordlichtkathedrale vorbei, es ist die größte Kirche von Alta. Das Sakralgebäude der Norwegischen Kirche wurde 2011 bis 2013 errichtet. Am anderen Ende des Altafjords staunte ich immer wieder über die Berge auf denn noch Schneeteppiche des vergangenen Winters lagen. Über eine schön mit Blumen dekorierte Brücke verließ ich die Stadt. An einem Parkplatz sah ich einen Reisetrack mit reichlich PS. Diesen krassen Unterschied der beiden Reisemobile musste ich noch mit meinem Kameraschip festhalten. Kurz vor einem Verkehrsschild, mit dem Hinweis auf 7 Prozent Steigungen für die nächsten 5 Kilometer, machte ich noch eine kurze Pause. Als ich meinen Energieriegel aß kamen zwei Radler an und stellten sich ebenfalls für eine kurze Pause dazu. Mit Katja und Robert kam ich ins Gespräch. Die beiden Reiseradler kamen von Trelleborg und wollten auch zum Nordkap. Den weiteren Straßenverlauf kannten sie und sprachen von zwei größeren Anstiegen in Richtung Skaidi. Somit konnte ich mich mental schon darauf einstellen, was aber nicht wirklich hilfreich war. Nach der zweiten Steigung, jeder fuhr hier sein eigenes Tempo, gesellte sich noch Gegenwind dazu. Somit entfiel die entspannte Abfahrt nach den Steigungen und wir mussten bergab auch kräftig kurbeln. Von den beiden Radlern sah ich jetzt nichts mehr und fuhr allein durch die einsame Hochebene Sennaland. Die Landschaft und auch das Wetter erinnerten mich stark an meine Islandreise. Die Hände und Füße wurden bei den 5-8 Grad kalt. Bei einem Stopp holte ich meine Fahrrad- und Handschuhe aus dem Packsack und setzte meine Tour fort. Die karge Vegetation in der einsamen Hochebene ist vom Wind schräg gepeitscht, in der Ferne trugen die Berge noch Schneefetzen auf ihren Gipfeln. Eine raue und zugleich spannende Landschaft die mich, trotz der widrigen Bedingungen, auch faszinierte.
Auf der Straße wurde es immer dann gefährlich, wenn ein LKW mich überholte. Mit Verdrängung der Luft wurde ich erst vom LKW zur Seite gedrückt und im Anschluss mit der Sogwirkung in Richtung Fahrbahnmitte gezogen. An einer Steigung wurde es mir zu gefährlich und schob das Rad hinauf. In der anschießenden Senke sah ich eine kleine Häusersiedlung. Einige Häuser befanden sich noch in Bau. Auf einer vom Wind abgewandten Terrasse beschloss ich eine Pause zu machen. Jetzt sah ich auch die beiden Radler wieder. Wir machten auf der Terrasse gemeinsame Pause. Sie wollten noch bis nach Skaidi fahren und dort eine Hütte, oder ein Zimmer nehmen. Laut dem Wetterbericht war für den nächsten Tag Regen vorhergesagt. Angesichts dieser Wetterprognose hielt ich das ebenfalls für eine gute Idee, denn ich plante für den nächsten Tag einen Ruhetag und steuerte auch diese Pension an. In Abständen fuhren wir los. Die Hochebene nahm kein Ende und zu dem Wind gesellten sich jetzt auch dunkle Wolken am Himmel. Als ich kurz vor Skaidi eine Brücke passierte sah ich rechts einen Pfad der von der Straße weg führte. Kurz entschlossen folgte ich diesem Weg und wenige Minuten danach stand mein Zelt an einem tosenden Bach. Herrlich hier genoss ich mein Abendessen, das Wasser dafür spendierte mir der Bach. In der Nacht legte der Wind noch zu und es begann zu regnen.
02.07.2023 kurz vor Skaidi – Skaidi
12,3 km – 67 hm
Gegen 7:30 Uhr baute ich das Zelt ab und um 7:45 Uhr begann es zu regnen. Glück gehabt, denn so konnte ich das Zelt noch trocken verpacken. Im Repparfjord Camping & Misjonssenter buchte ich mir ein Zimmer für die nächste Nacht. Hier pflegte ich mich und meine Ausrüstung. Am Abend fuhr ich noch zu einer Tankstelle mit einem kleinen Minimarkt, hier kaufte ich noch etwas Käse und Salami ein. Denn auf der nächsten Tagesetappe gab es keinerlei Einkaufsmöglichkeiten mehr.
03.07.2023 Skaidi – 30 km vor Honningsvåg
134 km – 1189 hm
Zunächst rollte ich in die entgegengesetzte Richtung zur Barentsee. Nach wenigen Kilometern bemerkte ich es und drehte um, aber die Bilder von der See waren diesen Umweg wert. Gleich nach dem Ortsausgang von Skaidi begannen die ersten Höhenmeter. Das kannte ich ja schon von der Hochebene. Die beiden Reiseradler sah ich an diesem Tag nicht mehr. Wollte ungefähr 80 bis 90 Kilometer fahren und dann mein Zelt aufschlagen. Für die nächsten Tage war Regenwetter vorhergesagt, aber an diesem Tag schien noch die Sonne. Sollte ich also so weit wie möglich fahren? Dann könnte ich schon am nächsten Tag am Nordkap sein, denn die Regenwahrscheinlichkeit war für Dienstag noch geringer als für den Mittwoch angegeben. Das ließ ich auf mich zukommen und genoss die Küstenstraße am Porsangerfjord. Bei blauem Himmel genoss ich es hier unterwegs zu sein. Nach jeder Kurve gab es neue Aussichten. Zur Mittagspause setzte ich mich auf eine Felsformation am Fjord und schaute auf das Wasser. Herrlich!!!. Der Gegenwind wurde stärker und in der Ferne sah ich den Hinweis auf den Übernachtungsplatz Repvåg. Dorthin bog ich ab mit der Absicht zu zelten. Leider gab es nur Hütten, Zimmer und Stellplätze für Wohnmobile. Kaufte mir ein Eis um meine Energiereserven wieder aufzufüllen, dann fuhr ich weiter. Einen sehr traurigen Moment musste ich an diesem schönen Fjord doch noch erleben. Als ich am Straßenrand einen Lemming sah der sein angefahrenes Elterntier von der Fahrbahn zog. Als er mich sah floh er hastig zu seinem Bau kehrte aber gleich wieder zurück, um sein Vorhaben fortzusetzen. Als ich weiter fuhr wusste ich nicht ob das Tier noch lebte, hoffte aber sehr es würde wieder zu sich kommen.
Kurz nach 14 Uhr passierte ich den Skarvbergtunnel. Dieses Bauwerk hatte einen abgetrennten Bereich für Fußgänger und Radfahrer. Dadurch empfand ich die 3,6 Kilometer lange Durchfahrt als sehr angenehm. Bei herrlichem Sonnenschein rollte ich weiter auf dieser imposanten Küstenstraße und machte viele Fotos. Der Verkehr nahm stündlich ab, so war es eine Überlegung wert doch noch an diesem Tag den Nordkaptunnel zu durchfahren. Aus Berichten wusste ich von diesem heiklen Abschnitt auf dem Weg zum Nordkap. Als ich dem Tunnel näher kam stoppte mich noch eine Baustelle, hier wurde Schotter für eine neue Fahrbahn aufgetragen. Fuhr dann zum Tunnel, aber legte davor noch meine Sicherheitsausrüstung an und schaltete das Licht ein. Im Tunnel ging es 9 Prozent hinab. Als ich am tiefsten Punkt ankam überholten mich viele Autos. Das waren die Fahrzeuge die vor der Baustelle auf die Weiterfahrt warten mussten, während ich weiterfahren durfte. Bei der 9 prozentigen Steigung fühlte ich mich unsicher, denn ich war langsam und konnte die Spur in der schmalen Röhre nicht halten. Deshalb entschied ich mich das Fahrrad zu schieben. Der Lärm der Fahrzeuge erzeugte einen Schall der von den Wänden reflektiert wurde, er kam sogar aus der entgegengesetzten Richtung wieder zurück. Als die Fahrzeuge nicht mehr zu sehen waren und der Lärm verstummte, da vielen mir die stehenden Luftaggregate auf. Diese Lüfter versorgten die Röhre mit frischer Luft. In der Hoffnung hier keine Kohlenmonoxid Vergiftung zu bekommen beschleunigte ich meine Aktivität, um schnell dieser Radfahrer-Hölle zu entkommen. Nach 6.870 Metern konnte ich endlich wieder Tageslicht sehen und frische Luft atmen. Meine unerwartete Belohnung wartete gleich nach dem Tunnel auf mich. Neben dem Ausgang des Tunnels folgte ich einer Wagenspur auf der Suche nach einem Schlafplatz. Am Ende des Weges stand ich auf einer Anhöhe über dem Fjord. Ein malerischer Ort für mein Zelt, ich genoss es sehr hier zu sein. Nach dem Abendessen versank ich in einen erholsamen Schlaf.
04.07.2023 30 km vor Honningsvåg – Nordkap – Honningsvåg
75,8 km – 1377 hm
7:08 h und max.: Speed 46,5 km/h
Am Morgen hatte ich Glück und konnte das Zelt noch trocken verpacken. Wenig später begann es dann erneut zu nieseln. Plötzlich stand ich vor dem Sarnetunnel (190 m), etwas später dann vor dem Honningsvågtunnel. Der Tunnel hat eine Länge von 4.440 m, zu meiner Freude aber keine Steigung. Also ballerte ich da schnell hindurch. In Honningsvåg steuerte ich den Supermarkt, der direkt auf dem Weg zum Nordkap lag, an. Als ich durch den Ort fuhr lag auf der rechten Seite der Campingplatz Nordkap. Wenige Tage zuvor hatte ich dort ein Zimmer für den 05.07.2023 gebucht. Das war auch eine Option für die Übernachtung an diesem Tag. Am Ortsausgang dann der Hinweis auf die extremen Höhenmeter von 9 Prozent zum Nordkap. Okay, dachte ich das passt schon noch. Aber es folgte eine Reihe endloser Schleifen mit Steigungen und Abfahrten. Leider wurde die Sicht noch schlechter, dichte Nebelschwaden verdeckten die Sicht auf die Landschaft. Es war öde, anstrengend und überstieg meine Vorstellungen. Dachte im Vorfeld: „Ich fahr dann mal noch zum Nordkap hoch“. So heftig hatte ich mir das nicht vorgestellt. Auch auf der Straße wurde es jetzt wegen der Sichtverhältnisse unangenehm. Die Temperatur sank auf 5 Grad, jetzt kamen die Folientüten aus dem Supermarkt zum Einsatz. Damit schütze ich die Hände vor der Kälte. Irgendwann gegen 14:00 Uhr erreichte ich dann den Eingang zum Nordkap. Hier wurde ich freundlich in Empfang genommen und brauchte als Fahrradfahrer keinen Eintritt zu bezahlen. Nachdem ich den gelben Aufkleber erhielt konnte ich die Nordkap-Halle betreten. In dem weitläufigen Servicecenter warteten viele Einrichtungen auf die Besucher. Der Supervideograph zeigte „Die 4 Jahreszeiten am Nordkap“. Im unterirdischen Tunnel befanden sich Ausstellungen über die lange Geschichte des Nordkaps als Reiseziel. Ein interessanter Souvenir-Shop bot eine vielfältige Auswahl an. Im Restaurant „Kompass“ bestellte ich mir noch einen Pot Kaffee und gönnte mir einen Hot Dog. Meine Brote und mein Getränk aus der Trinkflasche hatte ich schon im Foyer verzehrt, dabei konnte ich mich hier auch etwas aufwärmen. Nach der Stärkung verließ ich das Gebäude und verschwand in der Nebelwand um am Nordkap Monument wieder aufzutauchen.
An der großen Kugel nahm ich Aufstellung für das Zielfoto. Ein Passant war so freundlich und übernahm diesen Part. Im Anschluss bewegte ich mich langsam zum Ausgang, denn mangels guter Sicht gab es hier ja nur Nebel zu sehen. Gegen 15:30 Uhr begann ich die Abfahrt. Nach den ersten Metern wurde die Sicht besser. Nun konnte ich endlich die Landschaft sehen, was für eine grandiose Natur die ich zu sehen bekam. An vielen Kehren machte ich Fotos und Videos. Auf einem geraden Streckenabschnitt kamen mir Katja und Robert entgegen. Freute mich über das wiedersehen, fuhr auf ihre Fahrbahnseite und wir sprachen noch kurz miteinander. Sie wollten zum Nordkap und hofften dort auf zwei Stunden Sonne. Im Anschluss wollten sie dort ihr Zelt irgendwo aufschlagen. Am Tag darauf war ihre Rückfahrt nach Honningsvåg geplant und die Abreise mit dem Postschiff nach Trondheim. Wir wünschten uns noch eine schöne Tour und fuhren weiter. Als ich die Abfahrt in Honningsvåg beendet hatte fuhr ich zum Campingplatz Nordkap. Hier buchte ich mir die Übernachtung auf dem Zeltplatz.
05.07.2023 Honningsvåg Campingplatz Nordkap
Am Vormittag konnte ich hier das Zimmer beziehen, das ich ja schon gebucht hatte. Denn es war eine Regenwahrscheinlichkeit von 70 Prozent für diesen Tag vorhergesagt.
Nachdem ich meine Sachen im Zimmer untergebracht hatte fuhr ich noch zum Supermarkt, um etwas Brot und Gemüse zu kaufen. Gegen 15:15 Uhr traf dann mein Freund Klaus, mit dem Auto, am Campingplatz ein. Wir freuten uns sehr über unser Wiedersehen am Nordkap. Seine Anreise war spektakulär geplant und funktionierte zum Glück. Er kam mit dem Flugzeug aus Leipzig, hatte 4 Umstiege die zeitlich eng waren. In Luleå parkte ich das Auto auf dem Parkplatz am Airport. Klaus hatte den Zweitschlüssel für das Auto und den QR-Code für das Verlassen des Parkplatzes. Pünktlich um 00:05 Uhr rollte er mit dem Auto vom Platz. Die gut 850 Kilometer zum Nordkap lagen dann noch vor ihm. Aber es hat alles funktioniert und so saßen wir dann gemeinsam im Zimmer und tauschen die Erlebnisse der letzten Stunden aus. Wegen des schlechten Wetters am nächsten Tag beschlossen wir spontan noch an diesem Tag zum Nordkap zu fahren. Jetzt saß ich am Steuer und kurvte zum Kap. Dort machten wir noch einige Fotos. Klaus hatte noch eine Überraschung im Gepäck. Er überreichte mir sein erstes Buch über die Geschichte seiner Briefmarkenproduktion und den Anekdoten rund um die Marken. Im Anschluss fuhren wir wieder zum Camp, aßen dort noch Abendbrot bevor wir schlafen gingen. Am nächsten Morgen startete unsere gemeinsame Rückreise nach Deutschland. In fünf Tagen fuhren wir bis Trelleborg. Am 11.07.2023 liefen wir dann mit der Fähre in Rostock-Warnemünde ein und gegen 17:00 Uhr waren wir in Schwerin. Eine tolle Reise ging hier zu Ende.