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Adria-Ostsee Fahrradreise 2014

Ankündigung:

++++ die Fahrkarten sind für den 13.09.2014 gebucht ++++ die Taschen gepackt das Zelt verstaut ++++ am Morgen des 14.09.2014 ist die Ankunft, mit dem City Night Line, an der Adria geplant ++++ von dort starte ich meine Alpenüberquerung auf der Via Claudia Augusta ++++ über Radwege geht die Reise dann weiter über den Thüringer Wald und Harz in Richtung Norden+++

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Am 14.09.2014 startete ich in Venedig und fuhr auf der Via Claudia Augusta über die Alpen.      Bis zum 03.10.2014 legte ich auf der gesamten Radreise 2.023 km zurück.

 

13.09.2014 Anreise

Der Zug in Schwerin lief pünktlich ein und das Fahrradabteil war leer. Der nächste Anschlusszug fuhr vom Hauptbahnhof Berlin (Tiefbahnhof) ab. Zuvor hatte ich noch eine Stunde Wartezeit bevor es dann im IC weiter ging, für diesen Zug hatte ich Platzkarten und auch eine Reservierung für mein Rad gebucht. Wie gut, denn alle Plätze im Fahrradabteil waren ausgebucht. Hier traf ich auch Jörg und seine Frau, beide wollten den Saale- Radweg fahren. In Leipzig stiegen sie um und wollten weiter bis Erfurt fahren. Eine ältere Dame mit einem Korb voller Pilze fuhr auch mit, sie besuchte ihre Enkelin in München, die das Fahrrad bekommen sollte. Dank unserer Gespräche verging die Zeit auf der Fahrt recht schnell. In München trennten sich dann unsere Wege und ich hatte 3 Stunden Aufenthalt bis zur Abfahrt des Nachtzugs. Hier im Bahnhof tobte das Leben zahlreiche Geschäfte hatten noch geöffnet und viele Menschen waren hier noch unterwegs. Einige Fußballfans riefen ihre Parolen, andere waren mit bayrischer Tracht unterwegs. Auf der Anzeigetafel erschien mein Zug. Doch was war das, der Zug fuhr mehrere Ziele an. Zagreb, Budapest, Montenegro und Venedig. Auf Nachfrage klärte es sich dann, der Zug wurde in Salzburg getrennt und mein Waggon fuhr dann planmäßig nach Venedig. Beruhigt stieg ich in meinen Waggon ein, etwas mühselig war die Schlepperei meiner Packtaschen vom Fahrradabteil bis zum Liegewagen, der sich zwei Waggons weiter befand. Das Abteil teilte ich mir dann mit zwei Pärchen aus China, sie waren auf Europatrip und besuchten nach München, dann Venedig und Paris. Kurz vor der Nachtruhe kam das Zugpersonal ins Abteil und kontrollierte die Fahrkarten, dabei wurde auch die Bestellung zum Frühstück aufgenommen, natürlich konnte man sich auch wecken lassen. Nicht nötig, denn am Morgen hatte ich früh ausgeschlafen und beschloss meine Sachen schon zum Fahrrad zu tragen. Jetzt hatte ich alles Sachen beisammen und beschloss mein Frühstück hier einzunehmen. Neben meinem Rad stand noch ein Liegerad, es gehörte einem Berliner, der von Rom bis nach Palermo reisen wollte. Wir hatten reichlich zu bequatschen bevor wir in Venedig einliefen, dort trennten sich dann unsere Wege. Er nahm den Anschlusszug nach Rom und ich wollte noch ein Foto von der Adria machen, bevor ich die Via Claudia Augusta unter die Räder nahm.

 

14.09.2014 Venedig-Lago di Lago
  1. Abfahrt 8:30 Uhr
  2. Ankunft 18:00 Uhr
  3. 128 km
  4. Temp. 27-30°C

Leider lag Venedig im Dunst und auf dem Foto war nur die Silhouette der Stadt auszumachen. Die erste Stadt, die ich in Italien durchfuhr war Treviso, hier erinnern noch viele Bauten an die römische Zeit. Der heutige Dom entstand um 1200 an der Stelle wo sich zuvor eine kleinere Kirche aus der römischen Epoche befand. Treviso liegt an zwei Flüssen, der Sile und Botteniga, die in mehreren kanalisierten Armen die Altstadt umfließen. Auf dem Weg staunte ich über die üppige Vegetation, Kiwis, Zitronen, Feigen und natürlich gab es auch Palmen. Bei sommerlichen Temperaturen blühte hier noch der Oleander in den schönsten Farben. Gegen 18:00 Uhr traf ich dann auf meinem ersten Campingplatz, der Platz Befand sich am Lago di Lago. Als ich mich zum Abendbrot an den See begab war ich der einzige Besucher an diesem Ort, auch am Pool gab es keine Menschenseele. Ständig umschwirrten mich die Mücken und ich beeilte mich diesen Ort zu verlassen. Zu spät, als ich den Spiegel sah hatte ich schon kräftige Beulen im Gesicht. Nur im Zelt konnte ich diesen Blutsaugern entkommen.

 

15.09.2014 Lago di Lago – Arsié Lago del Corlo

Abfahrt 8:30 Uhr

Ankunft 17:30 Uhr

Tagesstrecke 92,6 km

Temp. 33 °C

Auf dem Campingplatz verpackten zwei Wanderer ihr Zelt und marschieren los, es war 7:15 Uhr. Zu dieser Zeit kam ich noch nicht in den Sattel, das sollte sich aber im Verlauf der Tour noch ändern. Nach Valmareno ging es zum ersten langen Pass, dem Praderadego. Über eine Distanz von 8.95 Kilometer waren 600 Höhemeter zu überwinden. Bei der Abfahrt kam mir ein Pärchen Reiseradler entgegen, sie kamen aus Donauwörth und empfanden den Anstieg auf diesen Pass als den steilsten auf ihrer bisherigen Tour. An den Ausläufern der Dolomiten befindet sich die Stadt Feltre, in der Römerzeit hieß die an der Via Claudia Augusta liegende Stadt Feltria. Durch Feltre fließt ein Nebenfluss der Piave. Im Piavetal am Fuße der Feltiner Dolomiten (Vette Feltrine) befindet sich eine wunderschöne mittelalterliche Stadt, die von einer Mauer umschlossen ist: Feltre wird durch alte Paläste und schöne Fresken charakterisiert und hier entsteht für Besucher den Eindruck, die Zeit sei stehen geblieben. Die Altstadt bietet sich für einen angenehmen Bummel an und es sind auch ausreichend Geschäfte und Lokale vorhanden. Diejenigen, die Kunst und Kultur lieben, werden auch nicht enttäuscht. Über Pedavena, Arten und Arsié fuhr ich weiter in Richtung Lago del Corlo. Hier übergab ich einen Zettel, den mir die Besitzerin auf dem Campingplatz am Lago di Lago überreichte. Was darauf stand kann ich nicht sagen, es war wohl ein freundlicher Gruß an meine neue Wirtin. Jedenfalls hatte ich einen schönen Platz und stellte mein Zelt bei herrlichem Sonnenschein auf.

 

16.09.2015 Campingplatz Lago del Corlo- Trento

Abfahrt 7:08 Uhr

Ankunft 17:00 Uhr

Tagesstrecke  82 km

Temp. 27-30°C

Die Tour von meinem Bikeline GPS-Track wollte ich nicht fahren dafür hätte ich zurück fahren müssen. So entschied ich mich auf dem Randstreifen der SS50BIS zu fahren, bis ich zur Strada Statale Dela Valsugana kam, die war für Radfahrer verboten. Dachte ich komme hier nicht weiter, weil kein Weg, oder eine Straße in Richtung Trento zu finden war. Fuhr so herum und sah unerwartet ein Symbol für einen Fahrradweg – Wunder gibt es immer wieder. Auf dem Schild war die Pista ciclabile Valsuganabis bis nach Trento ausgeschildert. An der Brenta fuhr ich an Obstwiesen, Apfel-, Wein- und Erdbeerplantagen, über Borgo Valsugana. In einer traumhaften Panoramalage, etwas oberhalb der Stadt Borgo Valsugana, erhob sich das Schloß Telvana. Am Weg lag Levico, bis ich in Tenne erreichte, dort wurde ich durch eine Unterführung geleitete. Über mehrere Stufen ging es unter der SS47 nach Tenna. Als Sahnehäubchen war nach der Unterführung eine Steigung von 18 Prozent zu erkurbeln. Die Aussicht auf den Lago di Caldonazzo war dann meine Belohnung für die steile Auffahrt. Einige Höhenmeter weiter hielt mich ein Familie mit Hund an und teilte mir mit, dass der Weg eine Sackgasse sei. Einige Meter weiter war die Straße abgestürzt, geduldig und freundlich erklärten sie mir einen Umweg. Den Weg fand ich auch und gelangte wieder auf die Via Claudia Augusta, nach Pergine. Auf dem Tegazzo-Hügel kam das mittelalterliche Schloss Pergine in Sicht von hier waren es noch 10 Kilometer bis nach Trento. Der Höhepunkt des Tages war die Stadt Trento, bei der Abfahrt konnte ich die Dächer der historischen Altstadt überblicken. Im Nordosten der Altstadt machte ich dann an einem Felsvorsprung halt und bewunderte das Castello del Buonconsiglio. Es war schon spät und ich hob mir die Stadtbesichtigung für den nächsten Morgen auf. Der Weg zum nächsten Campingplatz war dann nicht sehr reizvoll und wegen des Verkehrs auch gefährlich. Über mehrere Serpentinen mit 5 % – 7% Steigungen und einem 850 m langen Tunnel (ohne Seitenstreifen, der Horror) quälte ich mich zum Campingplatz Lido Lila, am Lago di Terlago. Der Platz barg für mich eine folgenschwere Falle. Als ich im Sanitärgebäude unter der Dusche stand, die Haare im schönsten Schaum eingeseift hatte, da ging das Licht aus. Im dunklen Raum konnte ich die Armatur der Dusche nicht sehen, um mir die Seife vom Kopf zu waschen. Die Seifenlauge brannte in meinem linken Auge, ich riss die Tür der Duschkabine auf und das Licht ging wieder an. Das konnte nicht sein, nicht nur das Toilettenpapier fehlte, nein auch der Strom sollte durch Bewegungsmelder reglementiert werden. Während der Dusche riss ich noch ein weiteres Mal die Tür auf und schaltete damit das Licht wieder ein. So eine verrückte Dusche hatte ich noch nicht erlebt.

 

 

17.09.2014 Trento-Lana

Abfahrt 7:30 Uhr

Ankunft 17:00 Uhr

Tagesstrecke  110 km

Temp. 26°C

Die Nacht war unruhig, denn ich wusste, den Weg den ich von Trento fuhr, den musste ich wieder zurück fahren. Also 5 km auf der Schnellstraße SS45BIS mit Tunnel bis Trento. Als ich an der Kreuzung ankam, war mir ganz mulmig. Die Strecke nach Trento verlief über zwei Tunnel und führte bis fast in den Ort, jetzt ging es aber mit 5 % – 7% Abwärts und in den Tunneln war reichlich Verkehr. Mein Fahrrad schaukelte sich auf und ich bremste ab, um in der Spur zu bleiben. Nach der Tunnelfahrt machte ich XXX, denn es war saugefährlich, hatte aber keine Wahl. Gesund in Trento angekommen sah ich mir die Stadt an und fuhr zum Piazza del Duomo. Der Platz befindet sich im Zentrum der Stadt mit der Kathedrale, dem Palais Pretorio aus dem 13. Jahrhundert, dem der Neptunbrunnen und den Rella-Häusern mit Fresken aus dem 16. Jahrhundert. Nach der Sightseeing Tour kurbelte ich an der Etsch entlang und traf Marten, einen coolen Dänen. Er kam aus Kopenhagen und wollte nach Rom fahren, sein Rad war fast so beladen wie meines, nur das Zelt fehlte. Er hatte es in Meran entsorgt und brauchte es nicht mehr, hier sei es ja warm. Mein Weg war von Wein- und Apfelplantagen gesäumt. Dieser Einladung konnte ich nicht lange wieder stehen. Die sehenswerte Stadt Egna lag rechts neben meiner Strecke und ich wollte ohnehin eine kleine Mittagspause einlegen. Der Name des Ortes leitet sich von der einstigen römischen Militär- und Straßenstation Endidae ab. Aufgrund seiner Lage an der Via Claudia Augusta entstand hier früh ein Handelsplatz. Nach einem Hochwasser wurde die Stadt schon früh zerstört und im Jahr 1189, unter dem Namen Neumarkt gegründet. Die wunderschönen Laubengänge in der historischen Altstadt wurden zwischen 1300 und 1600 gebaut. Die suche nach einem Mittagsmahl führte mich in das Ristorante Engelkeller, in dessen Freiluftlokal belohne ich mich mit einer Pizza. Mit vollem Magen fuhr es sich nicht gut und ich hatte Mühe wieder in Tritt zu kommen. Nach der erneuten Überquerung der Etsch landete ich wieder auf meinem Radweg der mich nach Kaltern brachte. Der Kalterer See ist von einer mediterranen Landschaft umgeben. Die zahlreichen Wein-, Obstplantagen betten den wärmsten Badesee der Alpen ein. Auf der Weinstraße ging es weiter in Richtung Bozen. Südwestlich von Bozen, thront das Schloss Sigmundskron. Es beherbergt das von Reinhold Messner eröffnete MMM, das Messer Mountain Museum. Mein vorgezeichneter Track führte mich über eine alte Bahntrasse, nach der Brücke über den Fluss Eisack, ging mein Weg links ab. Die Stadt wollte ich heute nicht besichtigen, denn sie war mir noch von einem vorherigeren Besuch in guter Erinnerung. Genau auf diesem Weg befand sich aber eine geschlossene Schranke mit einem Hinweisschild Durchfahrt verboten. Mir blieb nichts anderes übrig, als dem einzigen Weg zu folgen, der mich weiter in Richtung Bozen führte. Ich landete in einer Plattenbausiedlung, das war die erste mögliche Abfahrt, die ich in meine geplante Richtung nehmen konnte. Hier fragte ich eine Frau nach dem Weg und sie schickte mich wieder zurück, also fuhr ich wieder bis zur Brücke. Dort kam ich erneut nicht weiter, aber plötzlich tauchte wie aus heiterem Himmel, aus der Gegenrichtung kommend, eine Gruppe mit Radtouristen auf. Die Schranke wurde auf dem gesperrten Weg geöffnet und ich kam weiter. Ein Hinweisschild hätte mir an dieser Stelle geholfen… Das Tagesziel hieß Lana, ein Ort kurz vor Meran, den wollte ich noch erreichen. Weitere Umwege wurden mir erspart und ich traf in Lana, auf einem **** Campingplatz Arquin ein.

 

18.09.2014 Lana- Mals

Abfahrt 8:00 Uhr

Ankunft16:00 Uhr

Tagesstrecke  82 km

Temp. 24°C

Das sonnige Wetter bescherte mir ein trockenes Zelt und ich kam schnell vom Platz. Es ging an der Etsch entlang und die wenigen Kilometer bis nach Meran waren schnell gefahren. Durch die sonnige und geschützte Lage trifft man inmitten der Südtiroler Bergwelt auf eine subtropische Flora. An diesem frühen Morgen fuhr ich in die Altstadt und staunte über die schön angelegten und berühmten Meraner Promenaden. Sie zählen zu den Wahrzeichen der Stadt Meran und ziehen sich sanft entlang der Passer. Die mittelalterliche Altstadt mit ihrem mediterranen Flair, machen die Stadt zu einem beliebten Urlaubs- Kurort. Dafür besitzt Meran neben einem gesunden Klima auch ein Thermalbad. An der Winterpromenade befindet sich ein Denkmal der Kaiserin Sissi, sie hielt sich auch gern in Meran auf. An der Passer fuhr ich durch eine malerische Platanen-Allee, dieser Weg brachte mich auf den geplanten Track in Richtung Mals. Viele schöne Orte lagen auf meinem Weg nach Mals, in einer malerischen Naturlandschaft, idyllisch in der Talsohle des Vinschgau gelegen, umringt von majestätischen Bergen. Im Osten liegen die Ötztaler Alpen, die Sesvennagruppe im Westen und die Ortlergruppe im Süden. Am Stadttor von Glurns (Glorenza) wurde ich neugierig und sah mir den Ort näher an. Die kleinste Stadt in Südtirol war in der Vergangenheit als spätmittelalterliches Handelszentrum bekannt. Die imposanten Tore und Wehrtürme mit ihrer noch vollständig erhaltenen Stadtmauer geben diesem Ort einen mittelalterlichen Charakter. Eine Gruppe Reiter machte mit ihren Pferden hier Rast, als leichter Regen aufzog war das mein Startsignal für den Aufbruch. Auf einem herbstlich wirkenden Teilstück meines Weges kam mir ein Mountainbiker entgegen. Als er mich auf meinem beladenen Fahrrad sah hielt er den Daumen hoch und sagte „Grande“. Es gibt sie noch, die netten Gesten unter Radfahrern aller Nationen. Jetzt fuhr ich durch dieses traditionsreiche Siedlungsgebiet an der Via Claudia Augusta und erreichte den Ort Mals. Mein Zelt stellte ich auf einem trockenen und sehr schönen Platz auf. Am Abend setzten sich noch zwei Motorradfahrer aus Braunschweig zu mir und wir tauschten unsere Erlebnisse aus. Sie hatte mit wärmerem Wetter gerechnet und wollten am nächsten Tag weiter in Richtung Süden fahren. Auf einem Fahrrad friert es sich nicht so schnell bei ständiger Bewegung erwärmt man seinen Körper ausreichend. Das hatte ich schon von Eduro-Bikern auf Island gehört, sie hatten auch Probleme mir dem kühlen und feuchten Wetter auf der Insel. Als ich in meinen Schlafsack kroch machte sich mein entzündetes Auge bemerkbar. Das war ein Resultat der Kopfwäsche auf dem Campingplatz, mit der Beleuchtung, die durch einen Bewegungsmelder geschaltet wurde. Hier lief mir Seifenschaum in das Auge und das gründliche Auswaschen hatte wohl nicht ausgereicht. Meine Augensalbe half nur bei Trockenheit, gegen eine Entzündung konnte sie nichts ausrichten. Jetzt hoffte ich trotzdem damit das Problem in den Griff zu bekommen.

 

19.09.2014 Mals-Ims

Abfahrt 7:30 Uhr

Ankunft 17:45 Uhr

Tagesstrecke  115 km

Temp. 20 °C

An diesem Morgen war es sehr neblig und frisch. In dem Ort Schleis wurden Kühe auf die Alm getrieben und ich wartete geduldig bis die Herde vorüber war. Mit leichten Anstiegen schlängelte sich mein Weg der Fürstenburg entgegen, sie wurde in den Jahren 1272 – 1282 errichtet. Im 16. Jh. diente die Burg den Bischöfen von Chur als Fluchtresidenz. Vor einigen Jahren dann restauriert und auch der zum Teil eingestürzte Turm rekonstruiert. Heute befindet sich hinter den historischen Mauern eine Landwirtschatsschule. Burgeis liegt in der herrlichen vinschgauer Landschaft und ist durch das Kloster Marienberg bekannt. Diese Abtei liegt auf 1340 m, im Obervinschgau und gilt als die höchstgelegene Benediktinerabtei Europas. Der gepflegte Ortskern wird geprägt durch alte Häuser und engen Gassen. Von hier kletterte ich weiter zum Reschenpass, kurz vor dem Haidersee gab es eine weitere Umleitung die mich durch das Biotop San Valentino führte. Bei schlechter Sicht fuhr ich um den Haidersee nach St. Valentin. Hier traf ich Tina und Urs aus Koblenz auf ihrem Tandem, wir unterhielten uns über ihr Spezialrad. Mich interessierten besonders die Fahreigenschaften ihres PINO-Tandems in den Alpen. Nach dieser willkommenen Pause zog ich weiter zum Reschensee, an dessen Ufer fuhr ich bis Graun. Hier machten sich die Kitesurfer startklar, einige Meter weiter drängten sich Touristen. In Graun ragt der Kirchturm der ursprünglichen Ortschaft „Alt Graun“, aus dem Stausee. Das ist eines der beliebtesten Fotomotive dieser Gegend. Weiter am Ufer des Reschensees bis Reschen und über die grüne Grenze nach Österreich. Von Nauders ging es über die Reschenpasshöhe bis zur Norbertshöhe (1.461 m). Hier begann meine Abfahrt, über 11 Kehren ging es rasant bis zum Dreiländereck nach Martina / Martinsbruck. Durch die imposante Innschlucht mit einem riesigen Alpenpanorama fuhr ich über Pfunds nach Landeck. Hier holte ich mir eine Salbe für mein entzündetes Auge. In der „Stadtapotheke zur Mariahilf“ trat ich an den Tresen und besprach mein Anliegen, nach geraumer Zeit kam der Mitarbeiter zurück und legte mir zwei Präparate vor. Meine Entscheidung fiel zu Gunsten des teureren Präparates, mit den besseren Wirkstoffen. Jetzt konnte die Behandlung meines Auges beginnen, denn in den letzten Tagen hatte ich Nachts oft Probleme. Das Auge tränte, schwoll zu und sobald das Auge mit dem Kopfkissen in Berührung kam schmerzte es. Kurz nach Zams entdeckte ich die in Stein gegrabenen Spuren der Römer, es war eher ein Zufall, denn hier wollte ich nur den kurzen Nieselregen abwarten und entdeckte dabei diese Stufen. Bis nach Imst waren es nur noch wenige Kilometer und als ich auf den Platz kam baute ich mein Zelt auf, um den Zeltboden zu trocknen. Zwei Radfahrer hatten ihr Zelt schon aufgebaut, Anesssa und Thorsten kamen aus Dresden und fuhren nach Venedig. Wir aßen gemeinsam zu Abend und ich bekam noch Tipps für den Fernpass und die Route bis nach Donauwörth. Meine Erfahrungen die ich von Venedig bis hierher sammelte, gab ich auch gern weiter. Es wurde spät bevor wir in unseren Zelten verschwanden.

 

 

20.09.2014 Ims-Füssen

Abfahrt 7:30 Uhr

Ankunft 17:00 Uhr

Tagesstrecke 115 km

Als ich meine Sachen verpackte schliefen Alessa und Thorsten noch. Egal wir hatten uns am Abend schon Adieu gesagt und mein Tagesziel war Füssen, dazwischen lag der Fernpass. Thorsten hatte am letzten Abend von einem steilen Anstieg zum Fernpass gesprochen. Jetzt wurde es ernst. Es war ein kühler, nebliger Morgen und ich fuhr durch das wildromantische Gurgelbachtal nach Tarrenz, Nassenreith und Fernstein. An der Burg Fernstein begann dann der steile Anstieg, den ich bis auf 1300 Höhenmeter zu bewältigen hatte. Unten stand noch ein Schild zur Abschreckung, mit der Aufschrift „Mountainbike-Strecke“. Nach kurzer Zeit wusste ich, es stand nicht umsonst da, auf einer Strecke mit Schotterbelag gab es Steigungen bis 13 %. Die Piste passte durch ihren ursprünglichen Charakter gut in die Landschaft und bei den vielen Verschnaufpausen konnte ich diese auch  genießen. Zwei Wanderer überholten mich als ich gerade Wagenspuren aus der Römerzeit aufnahm. Wir kamen ins Gespräch und der Aufstieg wurde durch sie etwas kurzweiliger. Auf der Passhöhe sprach ich dann zwei Biker an, wir verewigten uns gegenseitig auf unseren Gipfelbildern. Bei der Abfahrt auf dem Forstweg gelangte ich an den Weissensee dort gab es einen imposanten Blick auf die Zugspitze. Von Bieberwier ging es weiter abwärts bis nach Füssen. Nein, nicht ganz bis Reutte gab es noch so manchen Höhenmeter zu erklettern, aber zur Belohnung gab es dann einen frischen Pflaumenkuchen mit Schlagsahne und heißer Schokolade. Die letzten Kilometer kurbelte ich dann noch bis nach Füssen und schlug mein Zelt am Forggensee auf.

 

 

21.09.2014 Füssen

Ruhetag und Stadtbesichtigung

Tagesstrecke 20 km

Die Augensalbe half leider nicht (noch nicht). Um meine Reise bis zur Ostsee nicht zu gefährden beschloss ich in die Klinik zu fahren. Dort wollte ich einen Augenarzt konsultieren. In der Notaufnahme traf ich leider nur einen Chirurgen an und der konnte mir nicht helfen, gab mir aber eine Ärzte Notfallnummer 116 117 mit. Bei Problemen konnte unter dieser bundesweit einheitlichen Rufnummer der ärztliche Bereitschaftsdienst angerufen werden. Hier wurde mir ein Augenarzt genannt, der hatte in einem 40 Kilometer entfernten Ort von Füssen an diesem Tag Bereitschaft. Diese Entfernung wollte ich an meinem Ruhetag nicht fahren und beschloss der Salbe zu vertrauen. Auf der Fahrt zu meinem Campingplatz streifte ich noch durch Füssen, die Stadt blickt auf eine 1500-jährige Geschichte zurück und mit dem „Hohen Schloß“ zählt Füssen zu den größten und bedeutendsten mittelalterlichen Burganlagen Schwabens. Im Kloster St.Mang, dem Benediktinerstift, befindet sich das Museum der Stadt Füssen. Ein architektonisches Highlight stellt auch die um 748/749 errichtete Heilig-Geist-Spitalkirche dar. In der Römerzeit machten hier noch die Soldaten und Kaufleute auf dem Weg nach Augsburg Halt. Füssen ist durch seine Königschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein bekannt, sie gaben der Region den Namen Königswinkel. Kurz vor meinem Zeltplatz kehrte ich noch in dem Gasthof „Hanselewirt“ ein und bestellte mir ein zünftiges Mittagsmahl.

 

22.09.2014 Füssen-Augsburg

Abfahrt 8:00 Uhr

Ankunft 17:30 Uhr

Tagesstrecke 140 km

Temp. 9-14 °C

In der ganzen Nacht regnete es die Zeltwiese war pitschnass und mein Zelt auch. Getrennt verpackte ich das Innen- und Außenzelt, belud mein Fahrrad und fuhr los. Am nördlichen Ende des Forggensees traf ich einen Wanderer, er wollte nach Bozen wandern. Seine Schuhe machten ihm Sorgen, denn die Sohle fing an sich zu lösen und er fragte mich nach einem Schuster in Füssen. Tatsächlich kam ich an einem Schuster vorbei und konnte ihm den Weg beschreiben. Die Reise führte über viele kleine Orte nach Landsberg und in einiger Entfernung am Lech entlang. Rund 40 Kilometer vor Augsburg traf ich Michael, den Leipziger Reiseradler. Er wollte nach Venedig und wir tauschten kurz unsere Erfahrungen aus, Michael hat mich darin bestärkt an diesem Tag noch bis Augsburg zu fahren. Am Ende hatte ich es geschafft und war froh über meine Tagesetappe. Nicht jedoch über die Wahl meines Zeltplatzes in der Nähe der Autobahn A8.

 

23.09.2014 Augsburg-Eichstätt

Abfahrt 7:30 Uhr

Ankunft 17:45 Uhr

Tagesstrecke 135 km

Temp. 9-16 °C

Gegen 4:00 Uhr wurde ich vom Verkehr geweckt und stand um 5:00 Uhr auf. Packte meine Sachen in Ruhe zusammen und rollte vom Platz. An diesem Morgen stand die Stadtbesichtigung von Augsburg, der bekannten „Fugger-Stadt“, auf dem Programm. Der Name der Stadt geht auf die römische Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum zurück. Gegründet wurde sie 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus. Es waren einige Kilometer bis zum historischen Stadtkern zu fahren bevor ich endlich auf der Maximilianstraße stand. Mein Blick richtete sich vom Herkulesbrunnen, einem von drei Renaissancebrunnen, zur Basilika St. Ulrich und Afra. Die breite Prachtstraße der reichen Oberstadt ist noch heute von Patrizier- und Bürgerpalais gesäumt. Das Rathaus, wurde von Elias Holl zwischen 1615 und 1620 errichtet, ist eine der Augsburger Hauptsehenswürdigkeiten und befindet sich auf der gleichen Achse mit dem Perlachturm. Er wurde ab dem 10. Jahrhundert errichtet. Vom Rathausplatz fuhr ich weiter zum Dom, er weist eine große Vielfalt an Baustilen auf und wird vor allem durch die Romanik und Gotik geprägt. Die Römermauer am Dom und die Ausgrabungsstätte geben Auskunft über die Geschichte dieses Ortes. „Augusta vindelicum” wurde am Zusammenfluss von Lech und Wertach gegründet und ist damit die zweitälteste Stadt Deutschlands. Gleich neben dem Dom liegt die ehemalige Bischöfliche Residenz, der Spätbarockbau wurde zwischen 1740 und 1752 erbaut. Durch das Fischertor und entlang der Stadtmauer erreichte ich dann meine Route am Lech. Bei Gersthofen überquerte ich den Lech und folgte dem Flusslauf bis Ostendorf. Ab hier ging es dann über Druisheim und Mertingen nach Donauwörth. Gegen 12.00 Uhr traf ich in am Reichsstadt Brunnen von Donauwörth ein und machte meine Mittagspause. Auf der Reichsstraße fuhr ich zur Klosteranlage Heilig Kreuz und in der Gegenrichtung kurbelte ich am Rathaus mit Marienbrunnen aus der Stadt. Auf dem Lech-Donauradweg gab es wieder mehrere Hügel bis Marxheim zu erkurbeln, ab hier fuhr ich dann direkt an der schönen Donau entlang. Man könnte auch sagen es wurde …heimelig – Zirgesheim, Altisheim, Leitheim, Marxheim und Bertoldheim J. Vor einer Steigung traf ich noch einen Reiseradler mit Rucksack und Anhänger. Max berichtete von seinen Plänen und die sahen eine Tour bis an Schwarze Meer vor. Allerdings brachte ich meine Zweifel zum Ausdruck, dieses Ziel ohne gesundheitliche Schäden zu erreichen, wenn er auf seinem Rücken weiterhin den Rucksack transportieren sollte. Diese Gedanken kamen ihm auch schon und so wollte er noch in Deutschland eine andere Transportlösung schaffen. Vertieft ins Gespräch verpasste ich glatt meine Abfahrt und musste zurück bis zur Höhe Bertoltsheim, zuvor verabschiedeten wir uns natürlich noch. Inmitten der hügeligen Landschaft, der südlichen Frankenalb, rollte ich durch den Ort Mauern. Die weithin sichtbaren Weinberghöhlen lassen auf eine frühe Besiedlung schließen. Im reizvollen Talkessel der Flüsse Altmühl und Donau überquerte ich in Dollnstein die Altmühl. Durch Erosionsarbeit der beiden Flüsse entstand der Dollnsteiner Talkessel mit seinen zerklüfteten Felsen und steilen Wänden. Auf einem Felsen am Altmühltalweg thront die Burganlage Willibaldsburg, sie wurde 1355 errichtet und diente bis 1725 als Bischofssitz. Vom Altmühltalweg fuhr ich am Herzogsteg in die Altstadt von Eichstätt, sie wird zu Recht als barockes Juwel im Naturpark Altmühltal bezeichnet. Es war schon spät ich fuhr zum Campingplatz am anderen Ende der Stadt. Dort traf ich gerade rechtzeitig ein, bevor die Inhaber ihren Platz verlassen wollten. Hier war ich der einzige Zeltgast und konnte mir einen Platz aussuchen, denn das feuchte Zelt aus meinem Packsack, sollte noch vor dem Sonnenuntergang noch trocknen.

 

24.09.2014 Eichstätt-Nürnberg

Abfahrt 7:30 Uhr

Ankunft 17:00 Uhr

Tagesstrecke 108 km

Temp. 2-19 °C

Dichter Nebel waberte um mein Zelt, alles war feucht und klamm, mein Thermometer zeigte 2°C an. Raus aus dem warmen Schlafsack war eine echte Überwindung. Für diese Jahreszeit ein kühler Morgen auf den ich nicht vorbereitet war, so fehlten schützende Handschuhe in meiner Ausrüstung. Mein Zelt wurde erneut feucht verstaut und ich fuhr zurück in die Stadt. In der schönen Altstadt wollte ich noch fotografieren und hoffte trotz Nebel auf brauchbare Fotos. Es gelang mir am Residenzplatz noch einige Bilder zu machen und dann fuhr ich zurück auf meinen Altmühltal Radweg. Die gespenstisch wirkende Altmühl hatte ihren eigenen Reiz. Meine kalten Hände auch, mit Plastiktüten schützte ich sie, diese Taktik half mir auch schon auf Island. Es dauerte bis sich die Sonne gegen den Nebel durchsetzen konnte, mit den ersten Sonnenstrahlen tauchten Dörfer wie aus dem Nichts auf. Spinnweben am Wegesrand wurden durch die Feuchtigkeit zu Kunstwerken. Es ging teilweise mit Steigungen von 7% auf 450 bis 500 Höhenmeter hinauf zu den Ortschaften, um wieder in das nächste Tal zu sausen. In dem schönen Hipoltstein machte ich eine kurze Rast am Rathaus und fuhr an der Schleuse bei Eckersmühlen auf den Radweg am Main-Donau-Kanal weiter. Im Süden von Nürnberg dann auf den Weg am alten Ludwig-Donau-Main-Kanal bis Nürnberg. Auf einem Campingplatz in der Nähe des Messezentrums stellte ich mein Zelt auf und trocknete es wie gewohnt.

 

 

25.09.2014 Nürnberg-Ebing

Abfahrt 7:32 Uhr

Ankunft 17:00 Uhr

Tagesstrecke 106 km

Temp. 2-19 °C

Als ich alles zusammen gepackt und nur noch das Zelt stand, nieselte es und ich musste mich sputen. Vor der Abfahrt pumpte ich noch meine Reifen auf und plötzlich zischte es. Neben dem Ventil trat Luft aus, das hatte mir gerade noch gefehlt. Taschen wieder abpacken und das Werkzeug samt einem neuen Schlauch aus der Tasche holen. Den neuen Schlauch hatte ich rasch montiert und endlich konnte ich Nürnberg ansehen. Dazu fuhr ich zum Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und an der Peterskirche vorbei zum Wöhrder See. Auf dem Fünf-Flüsse-Radweg dann an der Pegnitz in die Altstadt. An der Agnesbrücke konnte ich mir die Stadtmauer ansehen und über die Insel Schütt kam ich am Schuldturm und dem Heiligen Geist Spital, zum Hauptmarkt. Hier staunte ich über die Frauenkirche, die Karl IV. im Jahr 1355, als kaiserliche Hofkapelle stiftete. Der Brunnen auf dem Hauptmarkt wurde zwischen 1385 und 1396 erbaut. Zur Linken die  St. Sebald Kirche und rechts das Rathaus, der älteste Teil auf der Südseite ist der von 1332 bis 1340. Im Obergeschoß befindet sich der große Rathaussaal, er wurde in einer Länge von 40 und einer Scheitelhöhe von 12 Meter errichtet. Der Straße folgend gelangte ich zur Nürnberger Kaiserburg, dem Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde als Doppelburg bestehend aus der Kaiserburg und der Burggrafenburg errichtet. Aus der Zeit um 1000 stammen die frühesten bauliche Spuren. Am Neutorgraben fuhr ich auf einem Radweg durch schöne Parkanlagen. Durch das Pegnitztal gelangte ich nach Fürth bei einem kurzen Abstecher in die Stadt kaufte ich eine SD-Karte für meine Kamera. Ab Fürth ging es auf dem Regnitztal-Radweg weiter, das war eine landschaftlich schöne Strecke, dann am Main-Donau-Kanal bis Bamberg. In der alten Kaiser- und Bischofsstadt Bamberg, die Altstadt wurde 1993 in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen, machte ich meinen Stadtrundgang (-fahrt). Über die Marienbrücke gelangte ich zum neugestalteten Wilhelmsplatz und in die Lange Straße. Am Ende der Straße fuhr ich über die Untere Brücke in Richtung Dom, der heutige Dom geht auf das Jahr 1237 zurück. Als ich auf der Brücke stand hatte ich einen herrlichen Blick auf „Klein Venedig“ und den unteren Recknitzarm. Durch die Markusstraße und über die Kettenbrücke fuhr ich aus der Stadt, bis zum Ebinger See. Das Hauptgebäude vom Campingplatz war verschlossen daraufhin rief ich den Platzwart an. Eine weibliche Stimme erklärte mir: „Der Platz sei geschlossen“. Dann sprach ich einen Dauercamper an, er überließ mir seinen Schlüssel für das Sanitärgebäude und meine warme Dusche war gesichert. Der Platz am See, sowie der Sonnenuntergang waren einfach perfekt.

 

26.09.2014 Ebing-Meiningen

Abfahrt 7:30 Uhr

Ankunft 17:30 Uhr

Tagesstrecke 117 km

Temp

Über dem See zogen sehr dunkle Wolken auf, ich fuhr in Regensachen los. Auf dem Itztal-Radweg ging es nach Rossach, Buchenrot. Auf meinem Weg lagen schöne Mischwaldbestände und bei Harras fuhr ich auf dem Werratal-Radweg. Es ging gemächlich bis Meiningen, dafür hatte die Auffahrt zum Freizeitzentrum dann eine Steigung von 15 %. Als absolut krönenden Abschluss stand ich vor Treppen, wie aus dem Nichts tauchte ein Herr auf, der zur Schwimmhalle wollte. Dann schob er spontan mit mir mein Rad die Treppen hinauf. Einfach unglaublich! Diese kleinen Wunder bereichern solche Reisen ungemein. Oben angekommen verabschiedeten wir uns und ich suchte mir einen geeigneten Platz für mein Zelt.

 

27.09.2014 Meiningen-Eisenach

Abfahrt 7:30 Uhr

Ankunft 16:30 Uhr

Tagesstrecke 85 km

Temp.

Am Morgen regnete es bei 14°C noch leicht, mein Zelt wurde wieder feucht verpackt und es ging auf mehreren Abfahrten (15 %) zum Werratal-Radweg. Dabei fuhr ich noch durch die Bernhardstraße in Meiningen, am Großen Palais, das von 1821 bis 1823 im klassizistischen Stil erbaut wurde, entlang. Nur einige Meter weiter erblickte ich das Theatergebäude, es wurde auch im gleichen Stil, aber um 1909 errichtet. Im Anschluss gelangte ich zum Eingang des englischen Gartens, mit seiner großzügigen Parkanlage. Auf dem Radweg fuhr ich über Wasungen, Schwellungen und Breitungen nach Niederschmalkalden. Als ich dann durch Schmalkalden kam, wurde ich mit Musik empfangen; die galt natürlich nicht mir, sondern sollte die Anwohner auf die Kirmes einstimmen. Bei dieser Gelegenheit fragte ich nach dem Rennsteig Radweg, ein älterer Bewohner kam hinzu und hat mir davon abgeraten, schon hier auf diesen Radweg zu fahren. Ich folgte seinem Rat und blieb auf dem Werratal Radweg. Hier  ging es dann bis Bad Salzungen, von dort fuhr ich auf die B 19, bei Etterwinden bog ich in Richtung Ruhla ab. Jetzt ging auf 550 Höhenmeter hinauf bis zur Rennsteig-Wegscheide-Ascherbrück. Seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1330 gilt der Rennsteig als historischer Kammweg. Durch den Thüringer Wald ging es bis zu einem kleinen Rastplatz, hier saßen schon Petra und Silke, die auf ihren Mountainbikes von Ruhla nach Eisenach unterwegs waren. Wir kamen schnell ins Gespräch und ich erhielt noch eine kurze Wegbeschreibung, mit der besten Route bis Eisenach. An der Schutzhütte „Zollstock“ machte ich noch ein Foto bevor ich weiter in Richtung Hohe Sonne, eine Waldsiedlung vor der Wartburgstadt, fuhr. Von hier sollte ich den Weg zur Sängerwiese nehmen und fuhr durch die Umgebung der Drachenschlucht bis zur Wartburg. In der Nähe des Eingangsbereiches schloss ich mein Fahrrad an einem Geländer an und legte die letzten Meter zu Fuß zurück. Über die Zugbrücke gelangte ich in das innere der schönen Burganlage und konnte bei guter Sicht  diverse Erinnerungsfotos auf meiner Speicherkarte festhalten. Jetzt ging es nach Eisenach zu meiner Radfreundin, die mir Quartier für diese Nacht angeboten hatte.

 

28.09.2014 Eisenach-Eschwege

Abfahrt 7:30 Uhr

Ankunft 16:30 Uhr

Tagesstrecke 85 km

Temp.

Nach einer erholsamen Nacht unternahmen wir am Morgen noch einen Stadtrundgang bevor ich meine Sachen packte. In Eisenach hatte ich einen Ruhetag geplant, das sonnige Wetter lockte mich jedoch wieder auf die Piste. Gegen 11:00 Uhr fuhren wir los, Steffi begleitete mich noch auf dem Werratal-Radweg nach Creuzburg und Treffurt. Auf dem Marktplatz von Treffurt pausierten wir bei einem Cappuccino, bevor sich unsere Wege trennten. Eschwege hieß mein heutiges Tagesziel, bei meiner Ankunft erlebte ich ein Volksfest und die Menschen drängten sich durch den mittelalterlichen Stadtkern. Die Partnerstädte von Eschwege hatten auf dem Markt ihre Kostbarkeiten angeboten, so kam ich zu einem leckeren Käse aus Frankreich. Nicht weit vom Stadtkern fand ich den Campingplatz, zwischen Werratalsee und Werra. Mein Zelt stand kaum, da traf ein Kajakfahrer ein, auf seinem Autodach befand sich das Boot. Und in einem Gespräch erfuhr ich von seinen Plänen, er wartete hier auf noch zwei Freunde und gemeinsam wollten sie drei Tage auf der Werra paddeln. Auch eine schöne Art der Fortbewegung die mich auch reizt und die ich eventuell mal selbst ausprobieren werde.

 

29.09.2014 Eschwege-Northeim

Abfahrt 7:35 Uhr

Ankunft 16:15 Uhr

Tagesstrecke 102 km

Temp. 10°C-19°C

Dichter Nebel waberte um die Zelte, mein Zeltnachbar (der 2. Kajakfahrer) hatte sich auch schon aus dem Schlafsack geschält und wir hielten noch ein kleines Schwätzchen, bevor ich in den Sattel stieg. Für mich ging es auf dem Werratal-Radweg zum Meinhardsee, noch war es sehr frisch, aber langsam bahnte sich die Sonne ihren Weg. Der liebevolle und gepflegte Radweg schlängelte sich durch das Werratal. Mir kam sogar ein Fahrzeug der Straßenreinigung entgegen, welches das feuchte Laub entfernte und an den zahlreichen Sitzgruppen die Papierkörbe leerte. Die Landschaft wurde vom Nebel freigegeben und somit konnte ich auf einem Bergrücken das imposante Schloss Rothestein bestaunen. Nur wenige Kilometer entfernt rollte ich durch Bad Sooden-Allendorf, ein Ort mit einem sehr sehenswerten Bestand an alten Fachwerkhäusern. Hier bestimmen seit Jahrhunderten Salz und Sole die Geschichte der Stadt. Bevor ich den Werratal-Radweg verließ hatte ich noch eine schöne Strecke zu fahren und wurde mit einem Blick zur Burg Ludwigstein verabschiedet. Ab hier fuhr ich an der B27 nach Friedland und nahm dann den Leine-Radweg bis Göttingen und weiter über Nörten-Hardenberg bis nach Northeim. Der Campingplatz wurde nach seinem Verkauf gerade neu hergerichtet und ich war scheinbar einer der ersten Gäste.

 

30.09.2014 Northeim-Goslar-Dörnten

Abfahrt 7:45 Uhr

Ankunft 16:15 Uhr

Tagesstrecke 59 km

Temp. 9-22°C

Meine Abreise gestaltete sich schwierig, ich wollte meine Übernachtung bezahlen, fand aber die neuen Eigentümer nicht, das Büro war verschlossen. Die drei Stufen, vorbei an der Schranke waren nicht das große Problem. Hätte auch einfach losfahren können, aber mir ging durch den Kopf, dass das ein schlechtes Bild auf uns Radreisende werfen würde. Somit klingelte ich den alten Besitzer aus dem Haus und bezahlte bei ihm meine Übernachtung. Der Himmel war dunkel und es sollte auch wechselhaft bleiben. An einer Tankstelle wollte ich meinen Reifen noch etwas Luft spedieren, da brach mir ein Ventilkopf ab. So jetzt hatte ich zwei defekte Schläuche bei einem Platten müsste ich vor Ort den Schlauch flicken. Egal es ging weiter! Durch die Northeimer Seenlandschaft fuhr ich bis Sülbeck und sah mir die alte Saline an. Seit über 300 Jahren wird in Sülbeck die Soleförderung und Salzherstellung betrieben. Die Landschaft wurde bergiger und es ging im Wechsel auf 150 Hm hinauf und dann wieder auf 110 Hm abwärts. Durch den Ort Salzderhelden gelangte ich nach Kreiensen und weiter auf dem Leine-Radweg bis nach Bad Gandersheim. Mit der Gründung des Kanonissenstifts im Jahre 852 durch Herzog Ludolf und seine Gemahlin Oda brachen hier früh glanzvolle Zeiten an. So wurden zu dieser Zeit deutsche Könige und Kaiser begrüßt. Die Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen, hielt von 1713 bis 1766 in Bad Gandersheim Hof. In dieser Zeit ließ sie den Barockflügel der Abtei mit dem festlichen Kaisersaal errichten. Auf dem Europaradweg  R1, der alten Reichsstraße, ging es in Richtung Goslar. Bei Langelsheim fuhr ich dann auf dem Weser-Harz-Heideradweg direkt bis nach Goslar. Die Stadt wurde von Baustellen dominiert, in der Fußgängerzone war Fahrverbot und so sah ich mir nur die Jakobikirche an. Die ehemalige Basilika stammt aus dem Jahre 1073 und ist heute die älteste noch genutzte Kirche Goslars. Von hier steuerte ich auf die Neuwerkkirche zu, der ehemaligen Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert. Die romanische Bauweise der Kirche blieb weitestgehend erhalten, auf dem Gelände befindet sich noch der Klostergarten, hier wurden nach alten Plänen Beete mit Kräuter- und Würzpflanzen angelegt. Als ich nach meiner kurzen Stadtbesichtigung weiter fuhr gab es noch einen kräftigen Regenguss, den wartete ich unter einem Baum ab, bevor ich meine Reise fortsetzte. Ein Radfahrer kam mir entgegen und fluchte über den Regenguss, er trug eine Regenjacke die durchlässig war. Das konnte ich verstehen! Den Campingplatz bei Dörnten, den ich ansteuerte  kannte er. Als der Regen abzog fuhren wir weiter. Nach einiger Suche fand ich den Platz, das das Tor war verschlossen und der Platz machte einen ungenutzten Eindruck. Ich fuhr zurück in das Dorf und fragte beim Bauern, ob ich mein Zelt auf seiner Wiese aufstellen darf. Nachdem ich auch meinen Wasservorrat dort auffüllen konnte war das Abendbrot und Nachtlager gesichert.

 

01.10.2014 Dörnten-Gifhorn

Abfahrt 7:00 Uhr

Ankunft 16:00 Uhr

Tagesstrecke 103 km

Temp. 9-22°C

Auf dem Weser-Harz-Heide-Radweg fuhr ich bis Werlaburgdorf und stand vor einer Eisenbahnbrücke. Diese Brücke ist Bestandteil des Radweges. Für mich war das nicht klar und ich fuhr zurück nach Werlaburgdorf und dort weiter auf der Straße bis Dorstadt. Nach Wolfenbüttel immer an der Oker entlang bis zu einem See mit dem klangvollen  Namen Südsee. Von hier war es nicht weit bis zum Ortseingansschild von Braunschweig. Nach der Stadtgründung durch Heinrich den Löwen prägten über die Jahrhunderte die Welfen und die Hanse die Stadt. Auf dem Radweg gelangte ich durch herrliche Park- und Naturlandschaften, die sich entlang des Flusses Oker befanden bis ins Zentrum. Hier bestaunte ich das Rathaus, im Mittelpunkt des Platzes den Burglöwen, den Dom St. Blasii sowie die Burg Dankwarderode. Eine tolle Stadt, in der mir auch die vielen Radfahrer auffielen, die durch die Straßen düsten. In einem schönen Theaterpark machte ich dann meine Mittagspause. Nachdem ich die Stadt verließ war der weitere Radweg nicht zu finden, irrtümlich landete ich am Luft- und Raumfahrt Zentrum. Hier ging es nicht weiter und meinen Weg gab es nicht mehr. Der Umweg um das Flughafengelände betrug 5 Kilometer. Nach dem Mittellandkanal traf ich wieder auf den Weser-Harz-Heide Radweg, der mich bis nach Gifhorn brachte. An diesem Tag hätte ich weiter fahren können, beschloss aber, nach einer Stadtbesichtigung, zum nächsten Campingplatz zu fahren. Auf dem Weg dorthin wurde ich von einer netten Frau angesprochen, die mir Quartier in ihrem Haus anbot. Ich war baff und stimmte zu. Ihr Mann ist ein leidenschaftlicher Radfahrer und würde sich sehr über meinen Besuch freuen. Dort bekam ich alles, was ein Radreisender benötigt. Nach dem leckeren Abendessen saßen wir noch lange und fachsimpelten über Radthemen. Es war einfach nur super.

 

02.10.2014 Gifhorn-Radenbeck

Abfahrt 8:30 Uhr

Ankunft 17:30 Uhr

Tagesstrecke 121 km

Temp. 12-19°C

Nach einem leckeren Frühstück wurde ich von meinen neuer Gastfamilie herzlich verabschiedet. Es war frisch und diesig, wie an jedem Morgen in den letzten Tagen. Bevor ich auf meinen Radweg gelangte, passierte ich das gespenstisch im Morgendunst liegende Mühlenmuseum. Dann rollte ich durch Wälder. Der Weser-Harz-Heide Radweg verlief an vielen Orten schnurgerade durch die Landschaft. Zwischen Hankensbüttel und Steimke erwarteten mich wieder Steigungen von 2 – 4 %, danach ging es kontinuierlich von 105- auf 14 Höhenmeter abwärts. Nach einem Abschnitt mit Laubwald kam die Bokeler Heide, zu dem hellen Birkenwald bildete die Heide einen schönen Kontrast. Auf den umliegenden Feldern war die Kartoffelernte in vollem Gang. Zwischen den Orten Wieren und Esterholz gelangte ich an den Elbe-Seiten-Kanal. Hier tummelten sich Insekten, die mir ständig auf den Armen und Beinen klebten, in dieser Situation bekommt der Begriff „Tierfänger“ eine völlig neue Bedeutung. Der Radweg hieß jetzt Ilmenau Radweg und brachte mich nach Uelzen. Die Hanse- und Heidestadt mit ihren aufwändig restaurierten Fachwerkfassaden und Backsteingiebeln. Hier können die Besucher durch die Twieten und Parks bummeln und zum Shoppen durch quirlige Einkaufsstraßen schlendern. Nördlich von Uelzen liegt der Ort Bad Bevesen mit seinem 12 Hektar großen Kurpark; er bildet das Kurzentrum. Die großen Freibecken der Jod-Sole-Therme und der Sauna-Garten grenzen an den Kurpark an. Über die anschließenden Dörfer, mit einem ausgeschilderten Umweg, fuhr ich dann zu meinem nächsten Campingplatz. Der Heidehof Radenbeck befindet sich in einem sehr ruhigen Dorf, abseits der großen Straßen. Das Dorf und auch der Heidehof selbst machen einen sehr urigen und gemütlichen Eindruck. Hier fühlte ich mich sehr wohl und hatte am Abend noch ein nettes Gespräch mit einem Camper aus Köln.

 

03.10.2014 Radenbeck-Wismar

Abfahrt 7:00 Uhr

Ankunft 17:00 Uhr

Tagesstrecke 134 km

Temp. 12-19°C

Beim Zusammenlegen meines Schlafsacks kam etwas Wehmut auf, er wurde zum letzten Mal verpackt und meine lange Reise näherte sich ihrem Ende. Mein Zelt war fast trocken und das brachte mir eine tüchtige Zeitersparnis, denn der Weg nach Wismar war noch lang. Im nächsten Dorf machte ich halt, Thomasburg hatte eine Wassermühle und die wollte ich mir noch ansehen. Von hier fuhr ich auf direktem Weg bis nach Bleckede und hoffte auf eine Fährverbindung nach Mecklenburg. Denn es war Feiertag, der 03.10.2014 ein Feiertag!!! Der Waldweg war ein loser Sandweg und es gab Passagen, bei denen ich nur schiebend vorwärts kam. Als ich dann um 8:00 Uhr am Fähranleger ankam war die Schranke geschlossen und ein Angler stand auf der Plattform und angelte gemütlich. Dank der Hinweistafel erfuhr ich, dass die Fähre an Feiertagen um 9:00 Uhr ablegt. Die Wartezeit verging schnell, denn es gesellte sich ein Radreisender dazu, der aus Dresden kam und den Elbe Radweg bis Hamburg fuhr. Wir erzählten eine Weile bis der Augsburger sich dann auf den Weg nach Lauenburg machte. Die Fähre brachte mich pünktlich an das andere Elbufer und die letzte Etappe konnte beginnen. In dem Dorf Besitz kam ich auf Geschwindigkeit, denn plötzlich verfolgte mich ein Schäferhund mit lautem Gebell. Er bremste dann jedoch ab und ich kam mit einem tüchtigen Schrecken davon. Auf meiner bisherigen Tour hatte ich nur gute Erfahrungen mit Hundehaltern und deren Hunden gemacht. Meine Route über die heimatlichen Dörfer kannte ich schon, blieb jedoch an einer Eichenallee stehen und nahm das Foto mit. Die Schilde kam auch in meine Fotosammlung. Auf einem unbefestigten Weg über die A 20 gelangte ich nach Zahrensdorf und weiter nach Wittenburg. Die Stadt wirkte an diesem Tag wie ausgestorben. Dann radelte ich nach Schwerin, am Neumühler See umfuhr ich die Stadt. Von Friedrichstal zum Margaretenhof und Pingelshagen bis nach Gross Trebbow. Diesen Weg nahm ich schon oft unter meine Räder, er führt zu meinen Radfreunden, die in der Nähe von Wismar wohnen. Bei Karen hatte ich mich schon angemeldet, denn sie wollte von mir das „Zielfoto“ an der Ostsee bzw. in Wismar machen. Um 16:15 Uhr kam ich in Proseken an. Karen empfing mich auf der Straße mit einem kleinen Transparent. Bevor wir zum Hafen fuhren, tranken wir noch Kaffee und es gab auch ein leckeres Essen für den ausgehungerten Radfahrer. Karen kennt das als begeisterte Radreisende aus eigener Erfahrung. Sie fuhr in diesem Jahr schon nach Großbritannien. Dann wurde es höchste Zeit, damit wir mit den letzten Sonnestrahlen des Tages die Fotos machen konnten. Als die Fotos im Kasten waren, begleitete sie mich noch zum Zug und ich fuhr mit der DB nach Schwerin.